Tottenham: Keine Transfers, kein Kane – aber im Champions-League-Finale!

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Tottenham: Keine Transfers, kein Kane – aber im Champions-League-Finale!

Und da denkst du, dass du mit FC Liverpool gegen den FC Barcelona (4:0) im Halbfinal-Rückspiel der Champions League am Dienstagabend alles gesehen hast…

Aber du denkst es nur, denn Ajax Amsterdam und Tottenham Hotspur treiben die Dinge am Mittwoch auf die Spitze. 2:0 zur Pause, 2:2 in nur 4 Minuten, 2:3 in der 6. Minute der Nachspielzeit – der Fußballgott schläft wohl auf links….

In einem unglaublich dynamischen Finish macht Tottenham Hotspur das englische Finale am 1. Juni 2019 in Madrid perfekt. Die ,,Spurs” gegen die ,,Reds”, Tottenham gegen Liverpool.

Oder anders: Klopp gegen Kane oder der Transfer-Krösus dieser Premier-League-Saison gegen das Null-Transfer-Team!Liverpool hat vor der Saison fast 200 Mio. Euro in für neue Spieler in die Hand genommen. Tottenham Hotspur ist ohne Transfers in die Spielzeit 2018/2019 gegangen.

An der White Hart Lane finden das nicht alle gut. Unmittelbar nach Transferschluss am 9. August 2018 wendet sich der Fanklubverband Tottenham Hotspur Supporters‘ Trust in einem offenen Brief an Klub-Eigentümer Daniel Levy. „Wir verlangen als Anhänger keine Transfers, nur damit um jeden Preis neue Spieler verpflichtet werden“, hieß es darin, „aber der Kader hätte nach der strapaziösen Weltmeisterschaft mehr Tiefe gebraucht.“

12 Spieler der ,,Spurs” sind zuvor bei der WM in Russland mit dabei, 9 von ihnen erreichen ein Halbfinale. Trainer Mauricio Pochettino (47) stellt sich schützend vor seine Vorgesetzten. Die Entscheidung der Tottenham-Bosse um Klubchef Daniel Levy verteidigt der Argentinier unmittelbar vor dem Saisonstart bei Newcastle United (2:1) vehement. „Es mag von außen hart aussehen, aber es ist ein mutiger Weg der Verantwortlichen“, erklärt Pochettino.

Als einziges Team aus einer der größten 5 Ligen in Europa verpflichtete der zweifache UEFA-Cup-Sieger keinen neuen Spieler. Ein Kontrapunkt zum modernen Transfer-Wahnsinn, aber auch eine gewagte Vorgabe von Levy, die sich am Mittwochabend bezahlt macht.Eingespielt und mit riesen Mentalität und Kampfgeist – es ist nicht immer nur das viele Geld, das in England im Spiel ist – dreht Tottenham Hotspur in der Johan-Cruyff-Arena, wo die Vorfreude auf das erste Ajax-Finale in der Champions League seit 23 Jahren schon am Nachmittag mit Händen greifbar ist, die Partie in den letzten Sekunden noch um.

Wie schon im nicht weniger dramatischen Viertelfinale bei Manchester City (3:4 / Hinspiel 1:0) setzen sich die Londoner dank der Auswärtstor-Regel durch und stürzen die ,,Kinder-Champions” von Ajax Amsterdam, die gegen Juventus Turin (2:1) und zuvor im Achtelfinale gegen Real Madrid (4:1) so großartigen Fußball gezeigt haben, ins Tal der Tränen. Unten liegen die Youngsters um Matthijs de Ligt (19) völlig kaputt am Boden. Oben, auf der Ehrentribüne, ringt Danny Blind, Ajax-Kapitän beim letzten CL-Sieg 1995 und nun im Aufsichtsrat des niederländischen Rekordmeisters, um Fassung.

Auf dem Rasen weint Pochettino Freudentränen. Rückschläge habt der Argentinier mit seinem eingespielten Ensemble in dieser Saison schon häufiger bravourös weggesteckt. Der verletzungsbedingte Ausfall von Stürmerstar Harry Kane (25), mit 5 Toren in 8 CL-Spielen im Hinspiel gegen Manchester City (1:0), die Sperre von Heung-Min Son im Halbfinal-Hinspiel gegen Ajax und immer wieder Rückstände. Aber: Sie haben Weltmeister-Torhüter Hugo Lloris, den oft wie unsichtbar agierenden dänischen Regisseur Christian Eriksen und gegen Ajax den überragenden, 3-fachen Torschützen Lucas Moura. Sein Hattrick ist Teil eines epischen Final-Einzugs, des ersten für den Traditionsklub aus dem Londoner Norden in der Champions-League-Geschichte. Nebenbei ist es das erste rein englische Finale in der ,,Königsklasse” seit 2008.

,,Es war sehr schwer, aber in der zweiten Halbzeit waren wir unglaublich und haben gezeigt, dass wir es mehr wollen als Ajax”, sagt Tottenhams belgischer Weltklasse-Verteidiger Toby Alderweireld nach dem Spiel bei uefa.com, ,,ich bin so stolz auf die Mannschaft.” Christian Eriksen zeigt Größe als Sieger: ,,Für Ajax tut es mir leid, sie haben in beiden Spielen den besseren Fußball gezeigt als wir.”


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