Diese Fußballstars gerieten in finanzielle Turbulenzen
Es gibt Fußballprofis, die die Weichen in ihrer Karriere richtig stellen.
Das sind die Fußballer der Kategorie 1, die das in zehn, 15, maximal 20 Profijahren erspielte Geld gewinnbringend anlegen oder anschließend einen lukrativen Job als Fernseh-Experte, Trainer, Klub-Repräsentant oder Markenbotschafter finden. Franz Anton Beckenbauer, Uli Hoeneß, Günter Netzer, Uwe Seeler oder Thomas Helmer gehören dazu.
Dann gibt es die Fußballer der Kategorie 2, die während der Profikarriere gar nicht genug verdienten, um anschließend problemlos arbeitsfrei durchs Leben zu kommen.
Und schließlich gibt es die Profis der Kategorie 3. Diese verdienten zuerst Millionen, doch dann…dann wurde es prekär. Nicht nur das Viele dieser Fußballstars gingen Pleite.
Einige machten sich den legendären Spruch von Ex-Inter Mailand und Tasmania Berlin Profi Horst Szymaniak zum Lebensmotto. Ein Drittel mehr? Nee, ich will mindestens ein Viertel. Horst Szymaniak. Das war in den 70er- und 80er-Jahren des letzten Jahrtausends noch ganz anders. Wer hier eine gute Ausbildung für den Profisport geopfert, es dann nicht bis ganz nach oben geschafft und für durchschnittlich 5.000 bis 10.000 Euro gearbeitet hat, der hat zwar viel verdient. Nach maximal 15 Jahren Karriere, einem Grenzsteuersatz von 40 Prozent und einem typischen Fußball-Profi-Ausgabeverhalten bleiben netto bei Karriereende zwischen 100.000 und 300.000 Euro.
Das ist nicht schlecht, reicht aber natürlich nicht, um danach die nächsten 40 – 50 Jahre sorgenfrei Schirmchendrinks auf Ibiza trinken zu können. Und wenn man dann der weniger schlauen, pardon, eher einfach gestrickten Fußballerspezies ohne gute Ausbildung angehört, dann sind Geld, Ruhm und ein sorgenfreies Leben schnell weg. In der englischen Premier League liegen die nach Wochengehältern gerechneten Einnahmen noch einmal höher als in der Bundesliga. Das legt die Vermutung nahe, dass dies reicht, um das Leben nach dem Fußball bügelfrei gestalten zu können.
Ein Grund, weshalb einst die Rolling Stones und mit ihnen viele andere Künstler) geschlossen England verließen (was den offiziellen Wohnsitz anbetraf) und nach Frankreich oder anderswo hin zogen.
Und apropos Premier League… diese 1992 ins Leben gerufene englische Fußball-Eliteliga fördert dank ihrer Fabel-Gehälter den Prototyp des verschwenderisch-überheblichen Fußballstars. Genau die! Die Protz-Profis, die mit 16 Profi werden, mit 18 im Geländewagen zum Training fahren, später boulevardträchtige Bettgeschichten mit Starlets liefern und fünfstellige Rechnungen in Nobeldiscos und Szene-Bars lässig mit der Kreditkarte bezahlen.
Sie werden – wie Werner Liebrich oder Heinz Kubsch – für das „Wunder“ im Finale vom 4. Juli 1954 gegen Ungarn (3:2) mit einer Lotto-Annahmestelle belohnt oder legen die harte deutsche Mark krisensicher an.
Ottmar Walter kauft sich in Kaiserslautern eine Tankstelle. Sein Bruder Fritz, ohnehin die Lichtgestalt der Berner Helden, wird Markenbotschafter für einen Sportartikel-Hersteller und die erste Werbe-Ikone im deutschen Fußball. Sein im pfälzischen Idiom geliefertes Bekenntnis „Isch liebe den Kigger“ ist Kult
Aber: So gut, wie „der alte Fritz“ oder wenige Jahre später Uwe Seeler, der live „Im Frühtau zu Berge pfeifend“ ebenso überzeugend wie kultverdächtig für ein Rasierwasser war, die Dinge verkaufen, gelang das natürlich nicht allen Profis der damaligen Zeit. Profifußball und Alkohol – zwei ewig konträre Kräfte! Die dem Alkohol zu sehr zugeneigten Helmut „Boss“ Rahn oder Werner Kohlmeyer seien als frühe Beispiele für die Kehrseite der Medaille genannt…
Die folgende Generation mit Fußballhelden wie Uwe Seeler, Willi Schulz, Wolfgang Overath oder dem omnipräsenten Franz Beckenbauer sichert sich als Repräsentant großer Firmen, von Sportartikel-Herstellern oder als Werbe-Stars nachhaltig ab.
Günter Netzer macht es gewohnt innovativer. Er kauft eine Discothek in Mönchengladbach und gibt die Stadionzeitung der Borussia selbst heraus. Heute, mit +70, ist der geniale Spielmacher von einst längst ein Selfmade-Medienunternehmer, der sich zur Ruhe gesetzt hat.
Thomas Helmer, Jürgen Klinsmann, Lothar Matthäus, Andreas Möller, Olaf Thon oder Karl-Heinz Riedle, die Helden der 1990er-Jahre, etablieren sich im Trainergeschäft, als TV-Experten oder Repräsentanten ihrer früheren Klubs.
So weit, so solide. Doch die Zahl dieser Stellenangebote ist – gemessen an der Masse an Fußballprofis – dünn gesät. Und auch die lukrativen Werbeverträge werden bei Karriere-Ende immer schmaler.
Die Geschichte der Pleite-Kicker folgt einem oft unterschätzten, aber stets gleichen Teufelskreis, den Fans und Medien gern mit Floskeln wie „Zu jung an zu viel Geld gekommen“, „Nach der Karriere in ein Loch gefallen“ oder „Hat den Rummel nicht verkraftet“ abtun. Dabei ist es viel ernster. Aus den gefeierten, von schönen Frauen wie von aufgedrehten Beratern, windigen Geschäftemachern und Schulterklopfern gleichermaßen umworbenen Star-Kickern werden mitunter Alkoholiker, Kokser, Zocker – und Hasardeure.
Dass die Fans irgendwann den Namen nicht mehr skandieren und man auf der Straße keine Autogramme mehr geben muss, führt selbst gestandene Nationalspieler in die Depression. „Der schlimmste Tag meines Lebens war der, an dem ich aufgehört habe, Fußball zu spielen“, wird ein deutscher Europameister gegenüber Ligalive einmal deutlich, „ich bin in den Wochen und Monaten danach regelrecht in ein Loch gefallen.“
Dazu kommt das alte Spiel: Wer mit den Boulevardmedien im Karriere-Aufzug nach oben gefahren ist wird von ihnen auch wieder mit nach unten begleitet. Endstation Dschungelcamp. Diese Abwärtsspirale ist zeitlos.
Die Geschäftsmodelle, mit denen Fußballprofis, Tennisstars, aber auch Prominente aus anderen Ressorts in riskante, oftmals ruinöse Investments gelockt werden, folgen hingegen immer den Trends der Zeit.
In den 1980er-Jahren sind faule Immobiliengeschäfte und – nach der deutschen Wiedervereinigung – 1990 bevorzugt „Bauherrenmodelle“ oder Immobilien-Anlagen in den neuen Bundesländern böse Finanzfallen für viele Fußballprofis. Aber auch viele andere Promis erleben hier einen Reinfall. Angelockt von der Aussicht, schon während der Bauphase vom Finanzamt hohe Steuerrückerstattungen zu bekommen, sind die Spieler meist bedenkenlos mit von der Partie.
Doch die Abschreibungsmodelle lohnen sich nur dann, wenn die gekaufte Immobilie nicht überteuert ist und der Käufer lange in einer hohen Steuerprogression bleibt. Hier liegt das hohe Risiko für die Fußballprofis: Wenn das Karriereende naht oder nur noch schlechter dotierte Verträge abgeschlossen werden, sprich weniger verdient wird, entfallen diese Steuervergünstigungen – die immensen Zins- und Tilgungsbelastungen bleiben jedoch. Verkauft der Spieler dann die Immobilie, muss er meist mit erheblichen Wertverlusten rechnen – und zusätzlich, je nach Modell die Teile der eingesparten Steuer an den Fiskus zurückzahlen.
„Mancher wurde zugrunde gerichtet, weil die Steuerrückzahlung den Erlös aus dem Notverkauf überstieg“, weiß Uli Stein. Eintracht Frankfurts Legende Bernd Nickel („Dr. Hammer“) stößt bei seinem Wechsel zu den Young Boys Bern (1983) zwei der vier, vom zwielichtigen Frankfurter Vizepräsidenten Wolfgang Zenker („Südfinanz“) erworbenen Häusern noch rechtzeitig ab. Viele seiner Teamkollegen haben weniger Glück…Denn wie viel eine Immobilie in Zwickau, Gera oder Halle denn nun wirklich wert ist, davon haben die Fußball-Profis wie so viele andere beliebte Opfergruppen der Beratermischpoke (Zahnärzte, kleine Selbstständige, etc.) nun wirklich keine Ahnung.
Das digitale Zeitalter bringt neue Geschäftsmodelle – und neue Pleiten. Internet-Poker, unprofitable Start-ups und Online-Wetten reißen einige namhafte Spieler in den finanziellen Abgrund. Auf unserem Streifzug durch die Welt der Pleite-Profis haben wir die komplette Gefühlsskala ergründet. Sogar ein Torschützenkönig, der den Kollegen falsche Berater empfohlen hat, ist dabei. Ein anderer Bankrotteur hat ein Buch darüber geschrieben, wie man es nicht macht…
Hier sind die Geschichten von 30 Spielern und Trainern, die nach oder bereits während ihrer Laufbahn ihr Vermögen durchbrachten – oder tief in die roten Zahlen gerieten. Vize-Weltmeister, Europapokalsieger, Nationalspieler, ein halbes Bundesliga-Team und auch zwei Bayern-Stars gerieten in die finanzielle Abseitsfalle.
Wichtig: Die Tatsache, dass ein Fußball-Star in finanzielle Schwierigkeiten geriet, bedeutet nicht, dass er es heute auch noch sein muss. Aus einer Privatinsolvenz kommt man auch wieder raus und wenn man gar nicht erst hineinrutscht sondern weiterhin oder wieder „gutes Geld” verdient, dann sind finanzielle Schwierigkeiten für Gutverdiener auch wieder zu beheben. Das gleiche gilt für einen Offenbarungseid oder die Erzwingung eines Haftbefehls. Wir beschreiben deshalb in unserem Dossier „historische”, in der Öffentlichkeit bekannte Ereignisse und keine Beschreibungen und Details über die aktuellen finanziellen Verhältnisse der im Beitrag vorkommenden Personen. Das Wissen hierüber liegt uns auch nicht vor, oder wir möchten solches Wissen nicht veröffentlichen. Das ist nicht unsere Sache.
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