2. Liga: HSV – Nach 59 Jahren fällt auch dieser Rekord
Hamburg am Dienstagmorgen. Hausfrauen mit St-Pauli-Einkaufstaschen, Schüler mit braun-weißen Schals in der Pause – die Anhänger des ,,Kiez-Klubs” zeigen nicht ohne Stolz ihre Farben. Denn: Ein solches Ergebnis wie am Montagabend hatte es am Millerntor im Profifußball noch nie gegeben!
Der 2 schlägt den Hamburger SV mit 2:0 (1:0) im Montagsspiel der 2. Liga, verhindert die Rückkehr des HSV an die Tabellenspitze, deckt altbekannte Schwächen der ,,Rothosen” auf und landet erstmals seit 1960 (!) einen Heimsieg gegen den verachteten Stadtrivalen.
Es ist der nächste Rekord, der den Hamburgern nach ihrem historischen Bundesliga-Abstieg von 2018 flöten geht.
Es ist aber auch kein Wunder, dass eine solche Leistung zustande kommt, wenn ein Trainer eine fast schon zur Schau getragene Gleichgültigkeit vor so einem Spiel an den Tag legt.„Ich bin nicht gefühlskalt, aber es ist auch nicht so, dass mein Herz rast und ich die ganze Nacht lang nicht schlafen kann“, gesteht HSV-Trainer Dieter Hecking (55) bei der Pressekonferenz am Vortag ziemlich freimütig.
Das ist nicht wirklich vorgelebte Begeisterung für ein Spiel, das in Hamburg nichts weniger ist als das ,,Spiel des Jahres”! Entsprechend tritt die HSV-Mannschaft auch auf.
,,Das derbe Derby”, heißt es dazu am Dienstag bei BILD Hamburg, ,,der HSV, der so überzeugend in die Saison gestartet war (5 Spiele, 13 Punkte), verpennte fast die gesamte 1. Hälfte.” Und wie. ,,Das war von unserer Seite aus kein Derby-Spiel”, klagt HSV-Kapitän Aaron Hunt anschließend bei Sky, ,,wir sind nicht ins Rollen gekommen.”
Auch, weil Schiedsrichter Sven Jablonski (Bremen) den Gästen aus dem Volkspark in der 45. Minute ein Tor von Lukas Hinterseer wegpfeift. Ob der Ball von Bakery Jatta zuvor die Torauslinie in vollem Umfang überschritten hat, lässt sich weder bestätigen noch verneinen…Die HSV-Mannschaft versetzt sich dann auch noch durch ein Eigentor von Rick van Drongelen (63.) selbst den Knock-out.
,,Heute ist ein beschissener Tag”, sagt HSV-Regisseur Sonny Kittel nach dem Spiel. Auf dem Kiez ist es ein Feiertag. ie zuvor hat der FC St. Pauli den Hamburger SV im eigenen Millerntor-Stadion in einem Spiel im deutschen Profifußball geschlagen.
Zuletzt hat St. Pauli den HSV am 13. Februar 1960 in der Oberliga Nord vor heimischer Kulisse geschlagen. Die bisherigen Derby-Siege gegen den großen Nachbarn in der 1. Bundesliga gibt es allesamt im Auswärtsspiel im Volksparkstadion. 2011 mit 1:0 durch ein Tor von Gerald Asamoah und 1977, im ersten Bundesliga-Jahr der Paulianer – mit 2:0. Fast genauso lang zurück wie der letzte Pauli-Heimsieg gegen den HSV liegen vor 218 die letzten Erfolge vom Nord-Rivalen Holstein Kiel gegen den 2-fachen Europacupsieger aus Hamburg. Als die Kieler am 3. August 2018 für die historische erste Heim-Niederlage des HSV (0:3) im ersten Zweitliga-Spiel der Klub-Historie sorgen, ist ihr letzter Sieg aus der Oberliga-Nord 1962 bereits 56 Jahre her!
Dem HSV sind am Millerntor die Felle davon geschwommen – und mit der Niederlage ist auch dieser Uralt-Rekord für die ,,Rautenträger” weg. Zuvor hat man bereits am 1. Spieltag die Rekordmarke ,,Am längsten in der Bundesliga” an den Erzrivalen Werder Bremen abtreten müssen. Der Nimbus ,,Einziges Gründungsmitglied von 1963, das nie abstieg”, ist seit Mai 2018 dahin.