Akte Hertha BSC Berlin – Die Mutter aller deutschen Skandalvereine

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Akte Hertha BSC Berlin – Die Mutter aller deutschen Skandalvereine

Akte Hertha BSC – Vereinsprofil. Hertha ist der international schlechteste Hauptstadtklub unter den Top-5-Ligen Europas.

Akte Hertha BSC Berlin. Der Hertha, Berliner Sport-Club e. V. – kurz Hertha B.S.C., auch als Alte Dame bekannt – ist ein Sportverein aus Berlin. Der Verein hat seinen Sitz im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf und ist 1963 Gründungsmitglied der Fußball-Bundesliga.

Am 25. Juli 1892 wird der Berliner Fußball Club Hertha 1892 als einer der ersten reinen Fußballclubs in Deutschland gegründet. Nachdem sich der Verein am 7. August 1923 mit dem Berliner Sport-Club zusammengeschlossen hat, wird der Verein in Hertha BSC umbenannt. 1930 wiederum folgt die Trennung vom Berliner Sport-Club unter Beibehaltung des neuen Vereinsnamens, der bis heute besteht.

Hertha BSC ist mit rund 38.000 Mitgliedern (Stand: Juni 2021) der zweitgrößte Sportverein Berlins (hinter Union Berlin – beide Vereine haben per Juni 2021 ungefähr gleich viele Mitglieder) und einer der 15 größten Sportvereine Deutschlands.

Die Heimspiele trägt die Profimannschaft im größten Stadion Berlins – dem Olympiastadion – aus. Die Tickets für Hertha BSC sind in der Regel – mit Ausnahme der Topspiele gegen den FC Bayern München und Borussia Dortmund sowie des Derbys gegen den 1. FC Union Berlin – relativ problemlos zu beziehen. Die Auslastung des Olympiastadions beträgt in der Saison 2018/2019 lediglich 66,1 Prozent. Das ist bei einem Zuschauerschnitt von 48.317 (2017/2018: 42.948) zwar eine Steigerung um fast 10 Prozent. Doch 35.000 – 45.000 Zuschauer bei einem Heimspiel von November bis März können bei entsprechenden Temperaturen und einer typischen Hertha BSC Rückrundenleistung im riesigen Stadion ein echter Stimmungskiller sein. Das Olympiastadion ist eben kein reines Fußballstadion.

Karten für Hertha Heimspiele gibt es online und im Haupt-Fanshop der Berliner in der Hanns-Braun-Str. 2, unweit der U-Bahnstation ,,Olympiastadion”.Hertha BSC ist ein Verein der Extreme. Zuschauer-Rekorde, magische Europacup-Nächte und Spitzenspiele im altehrwürdigen Olympiastadion folgen im stetigen Wechsel mit sportlichen Peinlichkeiten, Bau-Possen oder finanziellen Nöten. 

Dass der Verein ein neues Stadion im Olympiapark, unweit seiner seit 1963 genutzten Spielstätte – ,,An der Plumpe”, dem Stadion am Gesundbrunnen spielte Hertha vor dem 2. Weltkrieg und nach 1945 zu Oberliga-Zeiten – bauen will, mutet Schildbürger mäßig an. Neuester Stand im Herbst 2019: Die einzige Chance für einen Stadion-Neubau besteht auf dem Gelände des ehemaligen Berliner Flughafens Tegel,,Beim Stadion ist Hertha immer auf einem Abstiegsplatz”, kritisiert Klaus Teichert, Chef der Hertha Stadion GmbH – und moniert die traditionell dürftigen Auslastungen im Olympiastadion. Ein Neuanfang anderswo dürfte schwierig werden. Immerhin hat man in Berlin mit dem Jahrhundert-Lachprojekt BER, dem neuen HauptstadtFlughafen, schon einen Running Gag…

Hertha BSC hält allerdings gerade wegen des riesigen Olympiastadions die Bundesliga-Zuschauer-Rekorde für die Ewigkeit. 85.411 Fans kommen in der Premieren-Saison der deutschen Fußball-Eliteliga am 21. September 1963 gegen den 1. FC Köln in die Betonschüssel im Stadtteil Westend. Am 26. September 1969 sind es erneut gegen Köln inoffiziell gar 90.000 Zuschauer, die das 1:0 gegen den FC sehen. Andere Quellen sprechen von 88.000 Besuchern. ,,Sämtliche Aufangsstufen und sogar das Marathon-Treppen waren voll besetzt”, schreibt die Berliner Morgenpost dazu.

In den turbulenten Anfangsjahren der Fußball-Bundesliga ist die geteilte Stadt Berlin als ,,Insel” mitten in der Sowjet-Zone vom Start weg ein Sonderfall. Leider liefert die Hertha 1965 auch außerhalb des Stadions einen traurigen Rekord. Der Berliner Klub ist der erste, dem der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die Lizenz für die 1963 gegründete Bundesliga verweigert.

Was nur wenige wissen (5 Hertha-Katastrophen und 5 Hertha-Triumphe)

Für die Hertha-Hater

  1. Die höchste Bundesliga-Niederlage der ,,alten Dame”: 0:6 und 0:6, da sind die Zahlen aus Berlin, wenn es um die Rekord-Pleite im ,,Oberhaus” geht. Am 17. März 2012 verliert die Hertha mit 0:6 vor heimischer Kulisse gegen den FC Bayern München. In der Berliner Katastrophen-Saison 1990/91 gibt es beim SV Werder Bremen ebenfalls ein 0:6. Mit dem gleichen Ergebnis verliert Hertha auch 1979/80 gegen den Hamburger SV.
  2. Vierzehn Buden: Nie muss Hertha BSC in einem Pflichtspiel mehr Gegentore hinnehmen als am 2. Juni 1957. Im Endrunden-Spiel um die Deutsche Meisterschaft unterliegt der Berliner Klub dem 1.FC Kaiserslautern auf dem Betzenberg mit 1:14! Lauterns Weltmeister von 1954, Fritz und Ottmar Walter sowie Horst Eckel, erzielen 6 der 14 FCK-Tore.
  3. Die verspielte Meisterschaft: Im Spieljahr 2008/2009 träumt ganz Berlin von der Meisterschale. Ein Redakteur der BILD trägt sie schon voreilig durchs Brandenburger Tor, wo nach Wunsch von Manager Dieter Hoeneß der Autokorso durchgehen soll. Daraus wird nichts. Ein 1:3 gegen den wiedererstarkten BVB und ein 0:0 gegen Schalke 04 am 33. Spieltag kosten die Mannschaft von Trainer Lucien Favre (50) die mögliche Meisterschaft. Es kommt sogar noch dicker. Ein 0:4 bei Absteiger Karlsruher SC kippt die Berliner aus den Champions-League-Rängen!
  4. Pleite in der Relegation: Hertha BSC schafft es am letzten Spieltag der Bundesliga-Saison 2011/2012 mit einem 3:1 gegen 1899 Hoffenheim in die Relegationsspiele – und erlebt gegen den Tabellendritten der 2. Liga von Fortuna Düsseldorf eine der bittersten Niederlagen der Klub-Historie. Das 1:2 im Olympiastadion können die Mannen von Trainerlegende Otto Rehhagel im Rückspiel nicht mehr korrigieren – 2:2.
  5. Die Nummer 1 in Berlin? Denkste! Mitunter ist das Wunschdenken bei den Herthanern. Besonders bitter ist daher die Pokal-Pleite gegen den West-Berliner Nachbarn Tennis Borussia Berlin am 28. Oktober 1998 im DFB-Pokal-Achtelfinale. Die ,,Veilchen” geben der Hertha eins aufs Auge und siegen im Olympiastadion – unter anderem mit Spielern wie Matthias Hamann und Francisco Copado – mit 4:2. Hertha ist blamiert.

Die ,,alte Dame” hat Ergebnis technisch viele Peinlichkeiten hingelegt. Die Saison, die aus Sicht aller Hertha-Gegner als ,,dufte” bezeichnet werden kann, ist die Spielzeit 1990/91. Als Aufsteiger gelingt Hertha BSC im ersten Bundesliga-Jahr nach der deutschen Wiedervereinigung nichts, aber auch rein gar nichts. Neuzugänge wie Uwe Rahn und Armin Görtz sowie André Winkhold von Borussia Mönchengladbach zünden nicht – und am Ende steht Platz 18. Im Detail bedeutet das…

Schlechteste Platzierung in der Abschluss-Tabelle:
1990/91 – wie zuvor auch 1982/83 und nochmals 2009/2010 geht die Hertha als Tabellenletzter runter.

Schlechteste Tor-Differenz: 84 Gegentore und ein Torverhältnis von Minus 47 waren sicher nicht das, was sich die Torhüter-Routiniers Walter Junghans und Reinhard Mager vorgestellt hatten…

Wenigsten erzielten Punkte:
1990/91 fahren die Berliner nur 17 Punkte (Nach alter 2-Punkte-Wertung: 14) ein. Das ist das Liga übergreifend das historisch schlechteste Gesamt-Ergebnis des Traditionsvereins.

Wenigsten erzielten Siege:
19907/91 kann Hertha BSC nur 3 Siege vorweisen. Zu Hause gelingt sogar nur ein Erfolg und zwar gegen den UEFA-Cup-Teilnehmer Eintracht Frankfurt (1:0). Auswärts stürmen die Berliner die Arenen in Nürnberg (4:1) und Krefeld-Uerdingen (2:1).

Meisten Niederlagen:
199091/kassiert die Hertha 23 Niederlagen – das ist nicht nur in der Bundesliga, sondern Liga übergreifend absoluter Vereins-Negativrekord für den 2-maligen Deutschen Meister.

Für die Hertha-Lover

  1. Die Hertha rockt die Champions League: Die Saison 1999/2000 erlebt einen unvergessenen Sturmlauf der Berliner. Bei der bis heute (Stand: Sept. 2019) einzigen Teilnahme in der Champions League gelingen Überraschungserfolge gegen den FC Chelsea (2:1) und den AC Mailand. Die Mannschaft von Trainer Jürgen Röber schafft es bis in die 2. Gruppenphase, wo der FC Barcelona, der FC Porto und Sparta Prag sich insgesamt als zu stark erweisen.
  2. Vizemeister hinter Gladbach: Die Saison 1974/75 wird unmittelbar nach der Heim-WM zur erfolgreichsten für Hertha BSC in der Fußball-Bundesliga. Nach 3-Punkte-Wertung holt die Mannschaft von Trainer Georg Keßler 63 Punkte (19 Siege), gewinnt das Spitzenspiel gegen Borussia Mönchengladbach (2:1) vor 91.000 Zuschauern. ZDF-Reporter Rolf Kramer vermutet angesichts der Rekord-Kulisse Trickserei hinter früheren, 6-stelligen Zuschauerzahlen, weil ,,die Bäuche der Fans damals noch etwas schlanker waren.” Trotz des Erfolges gegen Gladbach durch 2 Tore von Kudi Müller verpasst das Team um Thomas Zander, Michael Sziedat, Lorenz Horr, Erich ,,Ete” Beer, Hans ,,Hanne” Weiner und Wolfgang Sidka den ersten Titel im ,,Oberhaus” bei 6 Zählern (2-Punkte-Regelung) auf die ,,Fohlen” letzten Endes  klar. Nach dem 28. Spieltag und dem Match gegen Gladbach muss die ,,alte Dame” in Lautern (0:3) und bei Rot-Weiß Essen (1:2) zwei herbe Niederlagen hinnehmen.
  3. Hertha stürmt in die Champions League: 62 Punkte und Rang 3 hinter Bayern und Bayer Leverkusen stellen für den Hauptstadt-Klub die beste Spielzeit nach der Wende dar. Hertha qualifiziert sich zum bis heute ersten und einzigen Mal für die Champions League. Auf dem Weg nach Europa ragt vor allem einer heraus. Torjäger Michael Preetz. Der bereits 31 Jahre alte Stürmer holt sich mit 23 Treffern aus 34 Saisonspielen die Torjäger-Kanone. Allein beim 6:1-Sturmlauf gegen den HSV am letzten Spieltag trifft Preetz 3-mal. Am 21. November 1998 erzielt der Rheinländer auch den 1:0-Siegtreffer im Spitzenspiel gegen Bayern München. Die Mannschaft von Trainer Jürgen Röber (,,Ich liebe diese Stadt”) kämpft sich von Rang 7 nach der Vorrunde mit 33 Zählern als zweitbestes Rückrunden-Team hinter dem FC Bayern auf Platz 3. Am Ende steht ,,Europa, wir sind dabei” auf der etwas antiquiert wirkenden Anzeigetafel des Berliner Olympastadons. Als der Klub das letzte Mal eine solche Ankündigung texten darf, schreiben wir das Jahr 1979 – mit dem besten Europacup-Ergebnis der Hertha im UEFA-Cup-Halbfinale gegen Roter Stern Belgrad. ,,Wir haben uns diesen Erfolg verdient”, erklärt Michael Preetz nicht ohne Stolz nach dem entscheidenden 2:0 gegen Hansa Rostock am 32. Spieltag, ,,der 3. Tabellenplatz ist Ausdruck unserer Leistungsstärke.”
  4. Hertha-Bubis verzaubern Fußball-Deutschland: Die Saison 1992/93 ist geprägt vom Sturmlauf zweier Teams, die vor dem Start niemand im jeweiligen Wettbewerb auf der Rechnung hat. International begeistert Borussia Dortmund mit Trainerfuchs Ottmar Hitzfeld die Fußballnation und zieht ins UEFA-Cup-Finale ein. Im DFB-Pokal sind es die Amateure von Hertha BSC (,,Ha-Ho-Höre – Hertha Amateure!”), die für Furore sorgen. ,,Anno 1992/93 waren es rund 20 Freunde, die den etablierten Profis zeigten, dass echte Kameradschaft noch immer Berge versetzen kann”, schreibt Ralf Grengel in seinem Buch Das deutsche Wembley – 60 Jahre Vereinspokal (1994). In der 3. Hauptrunde lehren die Berliner den Zweitligisten VfB Leipzig (4:2) das Fürchten. In den folgenden Runden stolpern Hannover 96 (4:3) und Altmeister 1. FC Nürnberg (2:1) im Berliner Poststadion. Höhepunkt ist das Halbfinale gegen den Chemnitzer FC (2:1) im Olympiastadion. Im Finale gegen Bayer Leverkusen (0:1) stehen mit Christian Fiedler, Sven Kaiser, den Zwillingsbrüdern Andreas und Oliver Schmidt und Carsten Ramelow 5 spätere Bundesligaprofis in der Anfangself. Das ,,Bubi-Glück” ist am 12. Juni allerdings aufgebraucht. Leverkusen gewinnt durch ein spätes Tor von Ulf Kirsten mit 1:0. ,,Wir hatten riesige Angst, zu versagen und als größte Deppen Europas dazustehen”, erklärt Abwehrspieler Martin Kree später den schwachen Auftritt der Bayer-Elf im Finale.
  5. 2. Liga: Hertha schießt die Netze kaputt: Die Saison in der 2. Bundesliga Nord 1980/81 ist die torreichste in der Geschichte von Hertha BSC. 123-mal netzen die Berliner ein und gewinnen 31 von 42 Partien. Der Stürmer mit dem passenden Namen Werner Killmaier erzielt dabei sagenhafte 39 Tore, Thomas Remark 22.

Die größten Erfolge gelangen dem Verein lange vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges. In den Jahren 1930 und 1931 wurde Hertha BSC 2 Mal hintereiander Deutscher Fußballmeister und erre ichte 6 Mal hintereinader das Endspiel um die deutsche Meisterschaft – von 1926 – 1931.

Seit den 30er jahren ist es mit Titeln bei den Berlinern aber nicht weit her. Die größten nationalen Erfolge seit Kriegsende sind die Finals im DFB-Pokal 1977, 1979 und 1993. Der Sprung der Hertha-Amateure ins Pokalendspiel gegen Bayer Leverkusen (1993) war dabei der einzige Finaleinzug seit der deutschen Einheit 1990.

International sind das Erreichen der 2. Champions-League-Gruppenphase in der Saison 1999/2000 sowie das UEFA-Pokal-Halbfinale 1979 gegen Roter Stern Belgrad die größte Erfolge des Hauptstadtvereins.

Die größten fußballerischen Peinlichkeiten waren 2 Heimspiele mit einem niederschmetternden 0:6 gegen den FC Bayern München (2012) und den Hamburger SV (1980) sowie das Scheitern in der Bundesliga-Relegation 2012 gegen Fortuna Düsseldorf. Internationaler Tiefpunkt: Das Erstrunden-Aus im UEFA-Cup gegen den polnischen Klub mit dem Reporter freundlichen Namen Dyskobolia Grodzisk Wielkopolski – 0:0 und 0:1. Danke, Hertha!

Die peinlichste Dekade der Berlier waren die 80er Jahre des letzten Jahrtausends. Nachdem der Verein im Jahr 1979 noch erfolgreich im UEFA Cup spielte erreichte der Niedergang im Mai 1980 seinen ersten Höhepunkt.  Punktgleich mit Bayer 05 Uerdingen beendeten die Charlottenburger die Bundesliga-Saison, mussten aber aufgrund der um 2 Tore schlechteren Tordifferenz in die 2. Bundesliga absteigen. Nach zwei Jahren gelang der Wiederaufstieg. Allerdings schlossen die Berliner die Saison 1982/83 in der Bundesliga mit dem letzten Tabellenplatz ab und wurden wieder zweitklassig. Und jetzt nahm der Fahrstuhl Richtung Keller richtig Fahrt auf.  Nach drei Spielzeiten in der 2. Bundesliga folgte im Mai 1986 nach einem 0:2 bei Alemannia Aachen der Abstieg in die Amateur-Oberliga. Fortan bestritt der Verein seine Heimspiele in der Regel im Poststadion vor nicht mehr als 2.000 Zuschauern. Highlight der Deakde des Schreckens: Das Spitzenspiel gegen Türkiyemspor Berlin 1987/88 lockte 12.000 Zuschauer ins Stadion.

In der Saison 1986/87 wurde Hertha BSC Meister der Oberliga Berlin, scheiterte aber in den Aufstiegsspielen. Ein Jahr später, am 19. Juni 1988, schafften  die Berliner die Rückkehr in die 2. Bundesliga und leiteten pünktlich zur deutschen Einheit und mit viel Geld von UFA Sports die neben den 70er Jahren erfolgreichste Zeit des Vereins nach dem 2. Weltkrieg ein.

Auf sportpolitischer Ebene gilt es als große Niederlage, dass Hertha BSC es nach 1990 nur unzureichend geschafft hat, im Osten von Berlin populär zu werden. Die Hertha gilt bei vielen Fußballfans im Osten der Stadt als typischer West-Klub mit Spandau-Charlottenburger  Flair. Für die Hinzugezogenen bietet der Verein auch keine rechte Fanalternative. Diese bringen lieber ihre Vorlieben aus der Heimat mit und konservieren sie, während und solange sie in der Hauptstadt leben.[svc_carousel_layout car_autoplay=”yes” dexcerpt=”yes” dmeta_data=”yes” dsocial=”yes” query_loop=”size:16|order_by:date|order:DESC|post_type:post|categories:17077″ grid_thumb_size=”200X172″ svc_class=”bigger-slider” title=”MEHR LIGALIVE – DIE GEHEIMNISSE DER BUNDESLIGA-KLUBS” pbgcolor=”#efefef” car_navigation_color=”#21ad1a”]

Die schlechteste Hauptstadt der Top-5-Ligen in Europa

,,Berlin ist arm, aber sexy”, dieses Zitat wird dem früheren regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (,,Wowi”) zugerechnet. So arm, schrullig und pulsierend-verrucht die Bundes-Hauptstadt auch sein mag, in Fußball-Europa hat Berlin nichts zu melden. Kein anderes Land der europäischen Top-5-Ligen hat eine derart erfolglose Fußball-Hauptstadt wie das wiedervereinte Deutschland. Dass sich München mit ,,seinem” FC Bayern daher den Titel ,,Fußball-Hauptstadt” anheftet, ist verständlich – und obendrein absolut berechtigt. Folgerichtig trägt auch München mit seiner Allianz Arena 2020 die EM-Spiele in Deutschland aus – und Berlin eben nicht. Peinlich für Hertha, peinlich für Berlin, aber nicht die einzigen Peinlichkeiten. Mitunter hat man bei Hertha BSC das Gefühl, man ist bei den Schildbürgern oder in Einen an der Waffel. Beispiele gibt es genügend.

  1. Hertha-Boss Wolfgang Holst oder ,,Wahn und Wirklichkeit” Der legendäre Hertha-Boss Wolfgang Holst (1922 – 2010) legt im Februar 1965 einen bizarren Auftritt hin. In der TV-Sendung mit dem bezeichnenden Namen ,,Wahn und Wirklichkeit” erzählt er freimütig, dass ,,13 von 15 Konkurrenten” in der Bundesliga ihren Spielern üppige Handgelder zahlen würden. Motto: ,,Det machen die Anderen doch ooch”. Möglich, denn eigentlich hätte Hertha BSC schon 1963 gar keine Lizenz für die Bundesliga bekommen dürfen! Um Stars in die geteilte Stadt zu locken, zahlt der Verein hohe Summen – und übernimmt sich. Dieser ,,schwere Verstoß gegen das Statut” in der Lizenzspieler-Ordnung des DFB führt dazu, dass Hertha BSC 1965 als erster Klub die Bundesliga-Lizenz verliert. Laut DFB-Berechnungen fehlen den Blau-Weißen 192.000 Mark, also umgerechnet fast 100.000 Euro – ein Vermögen für damalige Verhältnisse! Damit wird das Thema ,,Bundesliga in Berlin” aber erst so richtig peinlich. Da der DFB und der in der Frontstadt des Kalten Krieges ansässige Axel Springer Verlag unbedingt einen Berliner Klub in der Elite-Klasse haben wollen, muss ein Team nachrücken. Der Berliner Stadtmeister Tennis Borussia Berlin und der Spandauer SV winken dankbar ab und so muss Tasmania 1900 Berlin als 3. der Berliner Stadtliga ins kalte Wasser – und geht als schlechtester Bundesliga-Klub mit 8:60 Punkten für alle Zeiten in die Geschichtsbücher ein. Erst 1968 meldet sich Hertha nach dem Lizenzentzug im ,,Oberhaus” zurück…
  2. Bundesliga-Skandal: Kein Team kassiert mehr Schmiergeld als Hertha! ,,Auf schwer verständliche Weise gehört es zum Selbstverständnis des chronisch verschuldeten Klubs, die Schuld am eigenen Versagen immer bei anderen zu suchen”, beschreibt Daniel Stolpe 2013 in 50 Jahre Bundesliga – Die Geschichte – Die Legenden – Die Bilder das Dilemma der Hertha. Zu Recht. Die Meinung, dass Hertha 1971 beim großen Bundesliga-Bestechungsskandal – eine Affäre, die die Glaubwürdigkeit der Liga über Jahre schwer beschädigt – ,,zu hart bestraft wurde”, hat Wolfgang Holst exklusiv. Denn: Keiner der im Korruptionssumpf um verschobene Spiele steckenden Klubs hat tatsächlich mehr Geld angenommen als die Berliner. Von 240.000 Mark (120.000 Euro) ist die Rede. Heute wohl ein Handgeld.
  3. Das Hauptstadt-Debakel: Selbst Österreich ist besser: Wenn Berlins Regierender Bürgermeister unterwegs ist, reiben ihm die Amtskollegen in anderen Städten gern unter die Nase, dass Berlin als einzige Hauptstadt der Top 5 Ligen in Europa zwischen Bedeutungslosigkeit und Zweitklassigkeit schwankt. ,,Das”, so erinnert sich der SPD-Politiker später ,,war nun wirklich nicht schön.” Wie auch? Für den 4-maligen Welt- und 3-maligen Europameister Deutschland, der mit der Nationalmannschaft mehr Titel geholt hat, als alle anderen 4 Top-Fußball-Länder Europas, England, Frankreich, Italien und Spanien, ist Berlin eine Peinlichkeit! Sehen wir mal von den Titel-Sammlern aus London, Paris, Rom und Madrid ab, so können selbst die Österreicher mit ihrem Fußball-Standort bis in alle Ewigkeit mehr angeben als die ollen Berliner. Allein Rapid Wien hat 32 österreichische Meistertitel geholt, Hertha nur 2 Deutsche Meisterschaften – und das ist mehr als 80 Jahre her.
  4. Das Nebelspiel gegen Barcelona: Wenn Berlin schon mal in Europa mitmischt, hat man meist kein Glück – und dann kommt auch noch Pech dazu. Wie am 23. November 1999 im Champions-League-Heimspiel gegen den FC Barcelona, als sich dichter Neben über das Olympiastadion gelegt hat. Schiedsrichter Nikolaj Levnikov aus Russland lässt trotzdem anstoßen – und die meisten Zuschauer erahnen die Tore von Luis Enrique (12.) zum 0:1 und zum 1:1-Endstand, der Europacup-Sternstunde von Kai Michalke (33.), nur. Die Berliner Fans schwanken beim Sender tm3 zwischen Wut (,,Die Zuschauer wurden  praktisch betrogen”) und Sarkasmus: ,,Die 2. Halbzeit war das Beste, was wir von Hertha jemals gesehen haben – nämlich nichts. Oder, wie man in Berlin auch sagt: Es ist besser, nichts zu sehen, als was schlechtes zu sehen…
  5. Protz-Profi Alex Alves: Einsamer Tod mit 37 Berlin holt im Januar 200 den brasilianischen Mittelstürmer Alex Alves in die Bundesliga. Aus der grauen Maus Hertha soll endlich ein schillernder Klub wie Bayern, Schalke oder Dortmund werden. Die 7 Mio. Euro Ablöse wird der bis zur Verpflichtung von U21-Europameister Davie Selke im Sommer 2017 teuerste Neuzugang in der Klubgeschichte der Berliner diese Summe nie. Alex Alves erzielt in 81 BL-Spielen 25 Tore. Eines davon ist magisch. Am 30. September 2000 düpiert der Brasilianer Kölns Keeper Markus Pröll mit einem Treffer vom Anstoßkreis aus 52 Metern Distanz – es wird das „Tor des Jahres“. Solche genialen Stücke zeigt Alves auf dem Platz leider zu selten. Wirklich heimisch wird er in Berlin nie. Er wird beim Fahren ohne Führerschein erwischt, erscheint zur Hertha-Weihnachtsfeier extravagant im Frauenpelz oder tanzt in den Nachtklubs der Hauptstadt durch. Mehr als 130.000 Euro kosten ihn allein diese Eskapaden. Im Sommer 2003 hat man in Berlin genug. Alves (Vertrag bis 2004) verlässt die Hertha vorzeitig, spielt danach beim América FC, Vasco da Gama, CS Ginde in China und beim griechischen No-Name-Klub Kavala. Ab 1. Februar 2008 ist er sogar vereinslos, ehe er nach dreimonatiger Pause zu Fortaleza in Brasilien wechselt. Seine Engagements dauern nach dem Aus in Berlin selten länger als eine Saison. Alexandro Alves do Nascimento beendet seine Karriere – schon 2008 wird Leukämie bei ihm festgestellt. Er stirbt 2012 mit nur 37 Jahren – komplett verarmt. Alles zu den Pleite-Profis des Fußballs finden Sie hier.
  6. Hertha BSC war der zweite deutsche Verein (nach dem 1. FC Nürnberg), der seinen Meistertitel erfolgreich verteidigen konnte. 1930/31 gelang das Kunststück – allerdings auf mehr als skandalöse Art. Die Berliner stellten 1931 mit ihrer sechsten Finalteilnahme in Folge einen Rekord auf, der bis zum Ende der Endspiele um die Meisterschaft im Jahr 1963 eingestellt (Schalke 04 1937 – 1942), aber nicht mehr übertroffen wurde. Hertha war im Duell mit den Münchner Löwen klar unterlegen und lag bis kurz vor Schluss mit 1:2 zurück. Durch zwei mehr als eindeutige Abseitstreffer, wobei der Schiedsrichter jeweils die Fahne seines Linienrichters ignorierte, gewann Hertha BSC noch 3:2. Die “Löwen”, die als erster Münchener Verein ein deutsches Meisterschaftsendspiel erreicht hatten, wurden nur Vizemeister.
  7. 2 Jahre vorher hatte Hertha im vierten Endspiel in Folge zum vierten Mal verloren. Dieses Mal gegen Fürth in Nürnberg. Ebenfalls in einem Skandalspiel.Denn die Anhänger des benachbarten 1. FCN glaubten, die Halbfinalniederlage ihres Vereins gegen Hertha BSC, die erste richtige Niederlage der Nürnberger bei einer Meisterschafts-Endrunde und das erste Mal, dass sie bei einer Teilnahme nicht das Finale erreichten, sei auf gravierende Fehler des Schiedsrichters zurückzuführen gewesen. Sie  bereiteten den Haupstädtern einen mehr als feindseligen Empfang. Das Spiel stand mehrmals kurz vor dem Abbruch, wurde dann aber doch zu Ende gespielt. Fürth gewann mit 3:2 durch ein Tor von Rupprecht in der 85. Minute.

Dass Hertha BSC wohl auf ewig die Zuschauer-Rekorde der Fußball-Bundesliga hält, weiß in Berlin nun wirklich jeder, wa? Nicht ganz so geläufig sind diese Fun Facts zur ,,alten Dame”.

Rekordspieler – Pal Dardai war bei Hertha so ziemlich alles: Spieler, Trainer – und er wird wohl auf lange Sicht Rekordspieler bleiben. 286-mal läuft der Ungar zwischen 1997 und 2o11 für die Berliner auf. 6-mal häufiger als sein Vorgänger, der nicht minder legendäre Michael Sziedat.

Der erste Super-Transfer: Der pfälzische Stürmer Lorenz Horr wechselt 1969 vom SV Alsenborn für die damalige Rekordsumme im deutschen Fußball von umgerechnet 168.000 Euro zu Hertha BSC. Bis 1977 gehört ,,Lenz” zu den profiliertesten Spielern der Blau-Weißen und wird 1977 mit Hertha Vizemeister.

Elfmeter: Lorenz Horrs Rekord von 12 verwandelten Strafstößen im Dress der Herthaner wird erst am 21. September 2005 durch den 13. Elfmeter-Treffer des Brasilianers Marcelinho Paraiba im Spiel gegen den MSV Duisburg (3:2) überboten.

Erster Klopp-Transfer landet in Berlin: Der Serbe Marko Grujic von Roter Stern Belgrad ist im Januar 2016 der erste Transfer, den Jürgen Klopp als neuer Coach des FC Liverpool tätigt. Was das mit Hertha BSC zu tun hat? Zu Beginn der Saison 2018/2019 wird der Mittelfeldspieler, der sich in Anfield nicht durchsetzen kann, an die Berliner ausgeliehen – bis 2020 läuft der Deal noch. Alles über Marko Grujic und Jürgen Klopp finden Sie hier.

Nur Preetz ganz oben – Hertha BSC stellt in mehr als 55 Jahren Bundesliga nur in der Saison 1988/99 den Torschützenkönig. Michael Preetz (31) sichert sich mit 23 Treffern die Kanone.

Platzverweise: Der Kroate Josip Simunic und der Niederländer Dick van Burik fliegen in Diensten von Hertha BSC jeweils 5-mal mit Rot oder Gelb-Rot vom Platz. Ihnen auf den Fersen ist der Bosnier Vedad Ibisevic, der bereits 4-mal vorzeitig vom Platz geschickt worden ist…

Zwei Eigentore: Am 31. August 2019 schlägt sich Hertha BSC beim 0:3 auf Schalke selbst. Niklas Stark und Karim Rekik fabrizieren 2 Eigentore. Für Stark sind es bereits die Treffer Nummer 3 und 4 ins eigene Netz…

Berlin do Brasil – In der Bundesliga hat Hertha insgesamt 15 Brasilianer unter Vertrag genommen, mehr Profis kommen aus keinem anderen Land nach Berlin. Die meisten Pflichtspiele absolvierte Marcelinho (193). John wutentbrannt das Gasthaus und berieten sich im „Weinhaus Gisela“ in Schwabing. Noch am selben Abend gründeten sie den F.C. Bayern.

Holst und Hanne am Zoo: Zu den bekanntesten Fußballkneipen in Berlin gehört über Jahrzehnte das Holst am Zoo von Ex-Hertha-Präsident Wolfgang Holst, direkt am Bahnhof Zoologischer Garten. 2002 übernimmt Ex-Profi Hans ,,Hanne” Weiner und der Laden heißt fortan Hanne am Zoo. Seit 2010 ist dicht.

Der erste Fan-Club:  Der ,,Hertha BSC-Fan Club e. V.” wird 1972 von Manfred Holst aus der Taufe gehoben. Inzwischen hat der Hauptstadtklub mehr als 410 offizielle Fanclubs.

Warum eigentlich Hertha? – Die Vereinsgründer sind 1892 die Brüderpaare Fritz und Max Lindner sowie Otto und Willi Lorenz. Auf der Suche nach einem Namen hat Fritz Lindner die Idee, den Verein Hertha zu benennen, da er mit seinem Vater kurz zuvor auf einem gleichnamigen Dampfer auf der Havel gefahren ist. Dessen Schornstein hat die Farben Blau, Weiß und Gelb, die kurzerhand als Vereinsfarben übernommen werden. Das Gelb verschwindet zwar alsbald, aber Hertha tritt noch in den 90er-Jahren in gelben Ausweichtrikots auf. Der 1886 erbaute Dampfer Hertha fährt noch bis etwa 2010 auf der Kyritzer Seenkette.

2 Europacup-Finals – aber immer ohne Hertha: Das Berliner Olympiastadion ist 1986 erstmals Schauplatz eines Europacup-Finals. Im Rückspiel des UEFA-Cup-Endspiels muss der 1. FC Köln nach einer Zuschauer-Strafe nach Berlin ausweichen – und versucht gegen Real Madrid (2:0) vergeblich, ein 1:5 aus dem Hinspiel aufzuholen. 2015 ist Berlin Ausrichter des Champions-League-Endspiels mit dem FC Barcelona und Juventus Turin (3:1).Hertha BSC Profil und Teamstatistiken. Infos umfassen: Alter der Spieler, Einsätze, Gespielte Minuten, Gegentore, Zu Null gespielt, Einwechselungen, Auswechselungen, Gelbe Karten, Rote Karten, Ampelkarten. 

 

Offizielle Website von Hertha BSC

https://herthabsc.de

Wikipedia-Eintrag von Hertha BSC

https://de.wikipedia.org/wiki/Hertha_BSC

Hertha Blog

www.immerhertha.de


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