Bundesliga: Berlins einziger Star sitzt auf der Tribüne
Mit dem Investor Lars Windhorst und Fußball-Promi Jürgen Klinsmann als Aufsichtsrat sollte Fußball aus Berlin endlich ein Hit werden. Doch zwischen Anspruch und Wirklichkeit liegen Welten…
Das darf doch nicht Jarstein! Der mit riesigen Erwartungen in die Bundesliga-Saison gestartete Hauptstadt-Klub Hertha BSC hat am Sonntag eine schmerzhafte 0:4 (0:2) beim FC Augsburg hinnehmen müssen.
Es ist die 4. Niederlage in Folge für die Berliner, die Torhüter Rune Jarstein nach 28 Minuten mit einer Roten Karte vorzeitig verlieren.
Auswärts ist die Hertha die personifizierte Harmlosigkeit: Das Team von Trainer Ante Covic holt nur 5 von 21 möglichen Auswärtspunkten.
Seit dem Einstieg des Unternehmers Lars Windhorst (42) hat der Hauptstadt-Verein für 33 Mio. Euro eingekauft – und kämpft nun gegen den Abstieg. Wenn es nur das wäre! Inzwischen ist man nicht mal mehr in Berlin die Nummer 1. Union hat die ,,alte Dame” in der Tabelle bereits mit 5 Punkten Vorsprung abgehängt.
Vermutlich hat man sich das bei Hertha BSC ganz anders vorgestellt.
Mit Investitionen von 225 Millionen Euro, die Lars Windhorst von der Tennor-Holding in 2 Raten in den Klub pumpt, um dafür 49,9 Prozent der Anteile zu bekommen, sollte Fußball aus Berlin 20 Jahre nach der bis heute einzigen Champions-League-Teilnahme endlich ein Hit werden.
Gerade, weil man mit den ,,Eisernen” von Union Berlin Konkurrenz in der eigenen Stadt erhalten hat, die nicht von Pappe ist. Als Türöffner hat Windhorst nun Welt- und Europameister Jürgen Klinsmann (55) als Aufsichtsrat gewinnen können.
Der Schwabe ist – leider, muss man sagen – der einzige Star bei den Berlinern. Was die Selkes, Daridas und Grujics da auf den Rasen zaubern, ist das schlechteste, was Hertha BSC seit 10 Jahren anzubieten hat! 2009/2010 ist der Deutsche Meister von 1930 und 1931 am Saisonende abgestiegen…
Jürgen Klinsmann klingt gewohnt euphorisch, wenn er über die Hertha spricht und sieht den Hauptstadt-Klub als ,,spannendstes Fußball-Projekt in Europa”.
Der Schwabe ist einer von 4 Aufsichtsräten, die Windhorst in das 9-köpfige Gremium berufen hat. Das klingt zunächst nicht nach viel Macht, doch in Berlin ist es nicht anders als anderswo, zumindest nicht in der Führung eines Fußballvereins. Es gilt: Wer das Geld gibt, gibt die Richtung vor.
Und die könnte nach den schwachen Auftritten zuletzt gegen RB Leipzig (2:4), der 0:4-Pleite in Augsburg und natürlich nach dem verlorenen Derby bei Union (0:1) mehr als nur reflexartig das ,,Aus” für Trainer Ante Covic (44) bringen. ,,Wir hatten im Sommer die Überzeugung für den Trainer”, sagt Hertha-Manager Michael Preetz (52), eigentlich keiner, der einen Coach unbedingt hält, mit gewohnter Unverbindlichkeit gegenüber SPORT BILD (aktuelle Ausgabe), ,,die haben wir immer noch, weil wir sehen, wie akribisch er täglich arbeitet.” Was von dieser Aussage zu halten ist, wird die kommende Woche in Berlin zeigen…
Tendenz: Eine der ersten Amtshandlungen mit Klinsmann als Aufsichtsrat dürfte die Entlassung des Trainers sein. ,,Unser klares Ziel ist es, dass Hertha in den nächsten Jahren in Deutschland und in Europa ein Spitzenklub wird”, erklärt Lars Windhorst, ,,bei Bedarf werden wir weitere Mittel zur Verfügung stellen, um unsere Ziele zu erreichen. Mittelfristig will ich Hertha in der Champions League sehen – was auch immer dafür nötig sein wird!” Tja, dann fangt schon mal an…