Matthias Sammer: „Willkommen in der Realität, BVB!“
4 Pflichtspiele in Folge ohne Sieg – Während viele Boulevardmedien Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund eine Krise andichten und dafür sogar einen Friseurtermin vor dem Spiel gegen Tottenham Hotspur in London als Beleg herhalten lassen, glaubt der frühere BVB-Coach Matthias Sammer (51), inzwischen Berater bei den Westfalen, an den Turn-around bei der Borussia.
Nach Sammers Ansicht kann der schwächelnde Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Dortmund wieder in die Erfolgsspur finden.
„Jetzt ist man einen Tick unter dem Limit, aber das ist ganz normal innerhalb einer Saison“, sagt Sammer in einem Interview mit dem Sender Eurosport (Ausstrahlung: Freitag), „Das Wichtigste ist, in verschiedenen Phasen die Mitte anzustreben.“
Das, so ist Sammer sicher, „muss Borussia Dortmund jetzt wieder schaffen.“In der Hinrunde der Fußball-Bundesliga grüßt der Revierklub phasenweise mit 9 Punkten Vorsprung von der Tabellenspitze. „Willkommen in der Fantasy-Disco“, denkt sich so mancher Fan bei sich.
Seit letzten Samstag sind es nur noch 5 Punkte und in dem sehr wahrscheinlichen Fall, das Verfolger FC Bayern München am Freitag (20.30 Uhr) beim FC Augsburg gewinnt – die bayerischen Schwaben blieben in ihrer Bundesliga-Historie noch nie in beiden Spielen gegen den großen Nachbarn ungeschlagen – sind es vor dem Montagsspiel des BVB beim 1. FC Nürnberg nur noch 2 Punkte – inklusive der besseren Tordifferenz.
Sammer: „In der Hinserie und zu Beginn der Rückrunde hat der BVB so überragend agiert, dass das vielleicht ein bisschen über dem Limit war“.
Nach 2 Remis in Folge mit dem verspielten 3:0-Vorsprung gegen 1899 Hoffenheim (3:3) ist der Vorsprung des BVB zusammengeschrumpft. Zudem verabschiedet man sich binnen einer Woche aus 2 Pokalwettbewerben: „Aus“ im DFB-Pokal mit 5:7 nach Elfmeterschießen gegen Werder Bremen und 0:3 im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Tottenham Hotspur (Ligalive.net berichtete) – der Favre-Elf drohen die Dinge zu entgleiten.„Borussia Dortmund ist in der Realität gelandet“, kommentiert Sammer diese rabenschwarze Woche für Schwarz-Gelb.
„Was in der Hinserie noch mit Glück zu Ende gespielt wurde, ist jetzt manchmal auch ein bisschen Pech oder ein individueller Fehler, durch den ein Punktverlust zustande kommt“, glaubt der Mann, der mit Borussia Dortmund als Spieler (1995, 1996) und als Trainer (2002) Deutscher Meister war.
Festlegen auf den BVB als Meister will sich „Sammy“ nicht: „Vom reinen Leistungsvermögen, von der Erfahrung und der Breite des Kaders ist der FC Bayern – auch mit dem Heimspiel gegen Borussia Dortmund – in allen Phasen bis zum Saisonende favorisiert gewesen, aber ich gebe keine Garantie.“ Der hätte von Udo Lattek (1935 – 2015) stammen können, der Sammer 2000 als Co-Trainer an das Trainergeschäft heranführt. Gemeinsam rettet das ungleiche Duo mit dem damals 65-jährigen Routinier und dem 32-jährigen Rookie Sammer Borussia Dortmund – als Titelfavorit in die Saison gegangen – vor dem Abstieg. Ein Jahr später übernimmt Matthias Sammer den BVB als Cheftrainer und erreicht mit dem rund erneuerten Team auf Anhieb Rang 3 und die Champions-League-Qualifikation.
Latteks Credo: „Im Fußball geht nichts von alleine“ – und auch viele Jahre nach dem Abschied des Altmeisters haben diese Dogmen noch ihre Gültigkeit. Auch in Dortmund gehen die Uhren nicht anders…