Bundesliga: ,,Die Klinsmann-Papiere” sorgen in Berlin für Wirbel

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Bundesliga: ,,Die Klinsmann-Papiere” sorgen in Berlin für Wirbel

,,Ein Klub ohne Leistungskultur”, das ist nur einer von vielen Vorwürfen, die Ex-Hertha-Trainer Jürgen Klinsmann (55) an seinen vormaligen Arbeitgeber richtet. Ein bisher unveröffentlichtes Protokoll gibt am Mittwoch Aufschluss über die Mängel-Liste in der Hauptstadt.

,,Sie haben im Berliner Westend nach einer Woche, die in die Klub-Annalen eingehen wird, dank des 2:1 fürs Erste etwas rein bekommen, was im Hertha-Kosmos in diesem Schlagzeilen trächtigen Winter als Rarität galt: Ruhe“, kommentiert Hertha-Insider Steffen Rohr im Kicker-Sportmagazin.

Das ist gerade mal 11 Tage her und datiert aus der Zeit, bevor Hertha BSC Mainz das ,,Null-Fünf” geklaut hat (LigaLIVE.net berichtete).

Nun enthüllt die Zeitschrift SPORT BILD in ihrer aktuellen Ausgabe am Mittwoch ein Dokument, das der neuen Ruhe in Berlin sicherlich nicht förderlich sein wird.

Es geht nicht um die Panama-Papers, sondern um die ,,Klinsmann-Papiere”, die dem Hauptstadtklub ein vernichtendes Zeugnis ausstellen. Doch der Reihe nach…Das von SPORT BILD nun abgedruckte Klinsmann-Protokoll offenbart Abgründe bei Hertha BSC – auf allen Ebenen!

,,Na und?”, wern se in Berlin jetzt sagen, ,,det is doch nüscht Neues!” Wie man es nimmt – Hier, lesen Sie!

„Der Klub hat keine Leistungskultur, nur Besitzstandsdenken und es fehlt jegliches Charisma in der Geschäftsleitung“, schreibt Klinsmann in dem Protokoll – und zielt damit vor allem auf Sportdirektor Michael Preetz und Präsident Werner Gegenbauer ab.

Der Ex-Bundestrainer wird weiter zitiert: „Es gibt eine Lügenkultur, die auch das Vertrauensverhältnis der Spieler mit Preetz zerstört hat.“ Unter uns: Das haben wir so auch schon von anderen Hertha-Insidern gehört!

Außerdem werden vom einstigen DFB-Reformer offenbar auch „jahrelange katastrophale Versäumnisse von Michael Preetz in allen Bereichen, die mit Leistungssport zusammenhängen“ kritisiert.

Weiterhin heißt es etwa: „Klub steht unter Schock“, „hektisch und nervös“, „Mannschaft in einem katastrophalen körperlichen wie mentalen Zustand“, Kader „völlig falsch zusammengesetzt“ und „viel zu groß“, von den „Positionen völlig ungleich zusammengestellt“, „medizinische Abteilung ohne jegliche Dynamik, zerstritten, inkompetent“, „Medienabteilung, die nur reagiert“, „Planung für die Vorbereitung auf die Rückrunde, für die Michael Preetz verantwortlich ist, ist eine Katastrophe“, „total kontraproduktiv und nicht leistungsfördernd“, „absolut Projekt schädigend“. Klinsmann habe über die Dauer seines Engagements Respekt von der Vereinsführung vermisst, hat er bei seinem überraschenden Rückzug nach nur 76 Tagen als Trainer des Berliner Bundesligisten erklärt. Ein Beispiel von vielen, die er wohl in dem Protokoll nennt: Beim ersten Spiel gegen Borussia Dortmund (1:2) hätten Klinsmann und Windhorst ein gemeinsames Interview mit Präsident Gegenbauer vorgeschlagen. Dies habe Hertha zunächst vollständig abgelehnt und erst nach Druck autorisiert, da es sonst bei der Investor-Firma Tennor stattgefunden hätte. Gegenbauer ist nicht dabei…

Auch in Bezug auf die Berichte über die abgelaufene Trainerlizenz zu Jahresbeginn habe Hertha Klinsmann nicht unterstützt. Daran sei erkennbar, dass der Verein im Laufe der Zeit versucht habe, ,,die Berichterstattung gegen ihn zu lenken”. Im Fall der Rassismus-Vorwürfe von Verteidiger Jordan Torunarigha (22) nach der Pokalniederlage auf Schalke gegen Fans der Königsblauen sei er vom Verein allein gelassen worden, obwohl er, lange in den USA lebend, nicht der richtige Ansprechpartner für Rassismus in deutschen Stadien sei. Diese Aufgabe hätte Preetz übernehmen müssen, ist Klinsmann sicher. Auch will der Schwabe offenbar den ehemaligen Stuttgarter Bundesliga-Trainer Ralf Rangnick (60) nach Berlin holen. Am 25. November 2019, 2 Tage vor seiner Ernennung zum Hertha-Coach,  habe er als Favoriten für die Nachfolge Ex-Leipzig-Coach Ralf Rangnick, inzwischen Head of International Relations and Scouting bei Red Bull, vorgeschlagen. Rangnick habe dies in einem Telefonat mit Klinsmann jedoch rigoros abgelehnt, da er ,,niemals“ unter einem Vorgesetzten Preetz arbeiten” würde. Dazu kommen weitere Unstimmigkeiten bezüglich Klinsmanns' Vertragssituation in Berlin, Theater um den Rekord-Transfer Lucas Toussart (Olympique Lyon) und Streit über die Neuausrichtung des Klubs mit einem ,,Team-Manager” nach britischem Vorbild.

Preetz und Hertha BSC gehen am Mittwochmittag im Anschluss an die Veröffentlichung des Klinsmann-Papiers durch SPORT BILD in die Offensive. „Abgesehen davon, dass nahezu sämtliche darin enthaltenen Vorwürfe und Behauptungen nicht der Wahrheit entsprechen, ist uns auch im Interesse von Jürgen Klinsmann daran gelegen, diese Personalie zu einem würdigen Ende zu bringen. Deshalb werden wir uns als Verein auch nicht an einer derartigen öffentlichen Kontroverse beteiligen“, heißt es in einer Stellungnahme von Hertha BSC. „Für uns sind weder der Inhalt des Schreibens noch die Art und Wiese des Vorgehens seitens Jürgen Klinsmann und seiner Berater André Gross und Roland Eitel nachvollziehbar“, schreibt Hertha-Präsident Werner Gegenbauer am Mittwochmittag in einem Brief an die Vereinsmitglieder. Mit dem Schreiben, das ursprünglich an Lars Windhorst gerichtet war, habe der ehemalige Coach versucht, „mit absurden Behauptungen seinen Rücktritt zu rechtfertigen.“ en zurück.“


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