Deutsche Champions-League-Trainer: Macht es Jürgen Klopp wie ,,Napoleon”?

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Deutsche Champions-League-Trainer: Macht es Jürgen Klopp wie ,,Napoleon”?

,,So lange besser möglich ist, ist gut nicht gut genug”, dieses Zitat von Trainerlegende Dettmar Cramer könnte auch über der am Dienstag in Neapel beginnenden Champions-League-Saison für Titelverteidiger FC Liverpool gelten.

Die ,,Reds” und ihr deutscher Trainer Jürgen Klopp (52) gehen als ungeschlagener Tabellenführer der englischen Premier League auf die ,,Mission Titelverteidigung”.

Einmaliges hat Jürgen Klopp schon am 1. Juni 2019 geschafft. Er führt den FC Liverpool im Finale gegen Tottenham Hotspur (2:0) in Madrid zum Champions-League-Triumph und ist damit der erste deutsche Trainer, dem dies mit einem englischen Team gelingt.

Die Titelverteidigung in der 1992 novellierten Champions League hat dagegen kein deutscher Trainer vor Klopp geschafft. Gut, das sind mit Jupp Heynckes (74, 1998 und 2013) und Ottmar Hitzfeld (1997, 2001) auch nur 2, aber immerhin. Bis Klopp in diesen doch sehr exklusiven Kreis einziehen darf, muss er mit Borussia Dortmund und Liverpool 2013 und 2018 erst mal 2 Final-Niederlagen wegstecken…Einziger deutscher Trainer, der den Landesmeister-Titel verteidigen kann, ist der 2015 verstorbene Taktik-Fuchs Dettmar Cramer.

Der ehemalige Assistent führt den FC Bayern in der absoluten Hochphase des deutschen Fußballs Mitte der 1970er-Jahre, als die Münchner 3-mal den Landesmeister-Wettbewerb gewinnen, Gladbach 2-mal im UEFA-Cup erfolgreich ist und der Hamburger SV 1977 den Pokalsieger-Wettbewerb abräumt, zur Titelverteidigung.

Für Cramer, der sich von Beckenbauers Lebensgefährtin Diana Sandmann 1975 im Münchner Olympiastadion einmal in Uniform als Napoleon fotografieren lässt, und die Bayern gibt es im Finale von Glasgow 1976 ein schmuckloses 1:0 gegen den französischen Meister AS St. Etienne.

Dass es ausgerechnet einem der unbeliebtesten Bayern-Trainer aller Zeiten gelingt, den ,,Henkelpott” in München zu halten, ist Ironie des Schicksals. ,,Er war im Vergleich zu dem kommunikativen und direkten Udo Lattek distanziert und kühl”, schreibt die Zeitschrift SPORT BILD (Ausgabe 23/ 2019) über Cramer, ,,aber taktisch und fachlich war er nahezu unantastbar, weshalb ihn vor allem auch Franz Beckenbauer lange gegen Kritik verteidigte.”Möglicherweise hätte auch Udo Lattek, der die Bayern 1974 zum ersten Sieg im Meistercup geführt hat, den Titel verteidigen können.

Dazu hat er aber keine Gelegenheit mehr. Bayern-Boss Wilhelm Neudecker († 1993) feuert den 3-fachen Meistercoach im Januar 1975. Lattek († 2015) wechselt zum ärgsten Rivalen Borussia Mönchengladbach… Auch dem Ex-Gladbacher Jupp Heynckes (74) ist es 1998 und 2013 nicht vergönnt, mit Real Madrid und dem FC Bayern München die Champions League zu verteidigen. ,,Don Jupp” holt zwar in Amsterdam gegen Juventus Turin (1:0) den ersten Landesmeister-Titel für die Madrilenen seit 1966. Aber: Er muss trotzdem gehen. Platz 4 in La Liga ist für die Real-Bosse kein Argument zur weiteren Zusammenarbeit. 2013 steht Heynckes' Abschied schon lange vor dem 2:1-Finalsieg im einzigen deutschen Endspiel in der ,,Königsklasse” gegen den BVB schon lange vorher fest.

Ottmar Hitzfeld (70) holt als einziger deutscher Trainer die Champions League mit beiden Bundesliga-Giganten, BVB und Bayern. Auch für ihn gibt es in Dortmund keine Chance auf Titelverteidigung. Hitzfeld zieht sich im Sommer 1997, als die Süddeutsche Zeitung erstmals und nach dem Finale von München – 3:1 gegen das favorisierte Juventus Turin – über finanzielle Probleme beim BVB berichtet – verbrämt auf den Posten des Frühstücks…ähm Sportdirektors zurück. Seine Transfers sind in Dortmund fast durch die Bank Flops – wer erinnert sich noch an Steinar Pedersen oder Harry Decheiver? Mit seinem Nachfolger Nevio Scala erreicht Dortmund das Halbfinale, wo unter kuriosen Umständen beim Tor-Sturz von Madrid am 1. April 1998 (0:2) Endstation ist. Schluss machen will Hitzfeld nach der unheimlich intensiven Saison 2000/2001 mit den Bayern. Meister im Thriller von Hamburg, Champions-League-Sieger im Elfmeter-Krimi von Mailand gegen den FC Valencia mit 3 von Oliver Kahn parierten Elfern, das ist auch für den ,,General” too much. Hitzfeld bittet Bayern-Macher Uli Hoeneß um den vorzeitigen Abschied.  „2 Tage nach dem Finale sind wir nach New York geflogen“, erzählt Hitzfeld in der sehenswerten Sky-Dokumentation Ottmar Hitzfeld – Der Trainer, der Mensch (2015), „da habe ich Uli Hoeneß gesagt, ich möchte aufhören, ich bin kaputt, ich habe keine Energie mehr. Uli hat sofort gesagt: Du spinnst, du machst weiter, wir haben Vertrag.“ Hitzfeld folgt den Anweisungen des Bayern-Machers und scheitert mit den Münchnern im Viertelfinale an Real Madrid (2:3 nach Hin- und Rückspiel).

Nun geht Klopp daran, als erster deutscher Trainer seit Kramer den Pott zu verteidigen. Und wieder geht es nach Neapel, wo Liverpool im letzten Jahr eine 0:1-Niederlage kassiert hat. Die Startschwierigkeiten sind für Klopp, der ohne Weltklasse-Keeper Alisson auskommen muss, vergleichsweise gering. Nur die Gäste-Kabine im Stadio San Paolo wird gerade renoviert. ,,Das ist nicht so cool”, sagt Klopp am Montag, ,,aber wir wir können es nicht ändern und müssen raus gehen und Fußball spielen.” Wenn möglich besser denn als Titelverteidiger 2005/2006. Damals scheitert Liverpool unter Coach Rafael Benítez schon im Achtelfinale an Benfica Lissabon – 0:3 in der Addition.


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