FC Bayern: Kritik und Irritationen nach Impf-Vorstoß von Rummenigge
Der FC Bayern München und Karl-Heinz Rummenigge haben für ihren Vorstoß zur vorgezogenen Corona-Impfung für Fußballprofis Kritik erhalten
Der FC Bayern München ist Klub-Weltmeister 2020. Damit haben die Münchner einen Rekord von 6 Titel in einem Kalenderjahr geholt. Es gab jedoch zu viel Nebengeräusche rund um das Mini-Turnier in Katar. Für Kritik sorgt der Vorstoß zur Impfung von Fußballprofis von Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge (65).
Glückwunsch an den FC Bayern zu diesem historischen Erfolg. Dennoch war die Katar-Reise des deutschen Rekordmeisters eine arge Zerreißprobe für die ,,Solidargemeinschaft” der Bundesliga.
Während Borussia Mönchengladbach und RB Leipzig ihre Champions-League-Heimspiele gegen die englischen Klubs Manchester City und FC Liverpool ins Ausland verlegen mussten, jetteten die Bayern mal eben nach Katar.
Die Bilanz: 6. Titel für das Kalenderjahr 2020, Rekord des FC Barcelona von 2009 eingestellt. Dennoch: Es bleiben 3 verletzte oder vorübergehend nicht zur Verfügung stehende Bayern-Stars. Und eine fragwürdige Aussage von Karl-Heinz Rummenigge.
Die Abteilung ,,Das offene Wort” schlug während der Katar-Reise die Impfung von Bayern-Profis als Vorbild-Aktion vor. Damit erntete der Bayern-Boss – auch vor dem Hintergrund der angespannten Corona-Lage in Deutschland – nicht nur Beifall.
Die SPD-Sportpolitikerin Dagmar Freitag kritisierte den Vorstoß. Sie stellte die gute Absicht infrage und unterstellte dem Bayern-Boss ,,Eigennutz.”
,,In Wirklichkeit steckt hinter einer solchen Äußerung ja die schlaue Idee, die Profi-Fußballer des FC Bayern sollten privilegiert behandelt und im Impfprozess vorgezogen werden”. So hat auch der Sport-Soziologe Gunter Gebauer wenig Verständnis. Das erklärte Gebauer am Mittwoch der ARD-Sportschau.
Rummenigge hatte am Dienstag dem Internetportal SPORT1 gesagt, dass Fußballprofis ,,Vorbilder bei der Impfung gegen das Coronavirus sein könnten. Der Bayern-Boss: ,,Lässt sich beispielsweise ein Spieler des FC Bayern impfen, wächst das Vertrauen in der Bevölkerung.” Rummenigge betonte: ,,Wir wollen uns überhaupt nicht vordrängen.” Aber: ,,Fußballer könnten als Vorbild einen gesellschaftlichen Beitrag leisten.”
Freitag konterte. ,,Wenn es ihm darum gehe, die Impfbereitschaft zu erhöhen, wäre es vorbildlich, wenn der FC Bayern einen Bruchteil seiner beträchtlichen Einnahmen eingesetzt hätte, um in Anzeigen und TV-Spots für das Impfen zu werben.” Das sagte die Politikerin in einem RTL/n-tv-Interview.
Dies wäre ,,eine glaubwürdige Maßnahme.” So aber sähe es so aus, als wolle der FC Bayern vor allem seine eigenen Probleme lösen. Mit Leon Goretzka und Javi Martinez konnten 2 Bayern-Profis aufgrund einer vorangegangenen COVID19-Infektion die Reise an den Golf nicht antreten.
Der Hintergrund, so Freitag, sei vermutlich eher, ,,gesunde Spieler zu haben und nicht, die Impfbereitschaft in unserem Land zu erhöhen”.
Eine bevorzugte Impfung von Profisportlern fände Gebauer ,,zutiefst unsozial und moralisch nicht zulässig”. In die gleiche Kerbe schlug am Mittwoch auch Werder Bremens Offensivspieler Leonardo Bittencourt (27). ,,Erst mal sollten die Menschen geimpft werden, für die es lebensnotwendig ist.” Das sagte der Sohn von Bundesliga-Legende Franklin Bittencourt in einer Medienrunde. Er und seine Kollegen seien schon privilegiert genug. Dadurch dass sie ihren Beruf auch in der Pandemie ausüben dürften.
Auch Fortuna Düsseldorfs Vorstandsmitglied Klaus Allofs (64) lehnt eine Sonderrolle für Fußballprofis bei der Impfung ebenfalls . ,,Nein, unsere Gesellschaft ist schon gespalten genug. Dafür gibt es auch überhaupt keinen Anlass.” Das sagte der Europameister von 1980 der Zeitung Rheinische Post.
Zurückhaltung dagegen beim FC Bayern. ,,Wir wissen alle, dass erst mal andere Menschen Priorität haben und dass wir uns hinten anstellen müssen und werden.” So erklärte Coach Hansi Flick (55) am Mittwoch in Katar. Flick in der Pressekonferenz zum Finale gegen Tigres de Monterrey (Mexiko / 1:0): ,,Es ist wichtig, dass man erst mal die Risikogruppen dran nimmt.”