Nationalmannschaft: 3:3 – Deutschland verspielt gegen die Türkei 3-mal eine Führung!

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Nationalmannschaft: 3:3 – Deutschland verspielt gegen die Türkei 3-mal eine Führung!

Ligalive am Morgen: Nationalmannschaft – Deutschland bringt beim 3:3 (1:0) gegen die Türkei im Freundschaftsspiel 3-mal eine Führung nicht durch. Frankreich deklassiert den nächsten Deutschland-Gegner Ukraine mit 7:1 (4:0). DFB-Legenden wundern sich kaum über den Fan-Rückgang um ,,Die Mannschaft”.

Top News 1: Nationalmannschaft – Deutschland enttäuscht in Köln gegen die Türkei

Über den Sinn und Unsinn eines Freundschafts-Länderspiels in Corona-Zeiten ist im Vorfeld der Partie Deutschland gegen die Türkei genug geschrieben und geredet worden. Wir halten uns an das Wesentliche. Sportlich war es nichts anderes als das, was wir im Spätsommer in der Nations League von der DFB-Elf gesehen haben. Viel zu viel Stückwerk, keine eingespielten Automatismen. Folgerichtig gelang am späten Mittwochabend wieder kein Sieg, sondern nur ein 3:3 (1:0)-Remis gegen die B-Mannschaft der Türkei.

Florian Neuhaus von Borussia Mönchengladbach stand in der Startelf. Er wurde damit zum 108. Debütanten in der Ära Joachim Löw. Mit Bernd Leno (FC Arsenal) im Tor und dem bei Paris St.-Germain nun doch nicht transferierten Julian Draxler auf der Zehnerposition startete die deutsche Mannschaft vor 300 zugelassenen Zuschauern in Köln.

Die Türkei war ähnlich schwach wie Deutschland in die UEFA Nations League gegangen. 0:1 gegen Ungarn und 0:0 gegen Serbien, das die Resultate der Mannschaft von Senol Günes. Viele Chancen gab es in der 1. Hälfte nicht. Doch Julian Draxler hatte noch einen drin. In der ersten Minute der Nachspielzeit traf der Ex-Schalker nach Zuspiel von Luca Waldschmidt zum 1:0 (45. + 1).

Nach der Pause passierte das, was zuletzt auch in den Nations-League-Spielen gegen Spanien und in der Schweiz (jeweils 1:1) zu sehen war. Die deutsche Mannschaft kann keine Führung mehr verteidigen! Schläfrig, zu sorglos und ohne Abstimmung. Das war nach jedem Treffer zu sehen. Auch beim ersten Ausgleich durch Ozan Tufan. Er nutzte ein unsauberes Zuspiel von Nico Schulz und zwirbelte den leicht abgefälschten Ball unhaltbar für Bernd Leno ins Netz. 1:1 (49.) durch den Mittelfeldspieler von Fenerbahce Istanbul. Ein Zuspiel von Kai Havertz (FC Chelsea) verwertete Debütant Florian Neuhaus mit einem schönen Linksschuss zum 2:1 (58.). Ein fragwürdiger Treffer von Efecan Karanca (67.) brachte der Türkei das 2:2. Florian Neuhaus war in dieser Szene zwar gefoult worden, doch das Tor zählte. Ärgerlich.„Ich würde die deutsche Nationalmannschaft gern wieder mal gewinnen sehen“, merkte Europameister Steffen Freund (50) bei RTL Ende der 2. Halbzeit an, „aber es sieht wieder nicht danach aus.“ Stimmte auch. Luca Waldschmidt (81.) brachte Deutschland mit dem 3:2, einem wuchtigen 13-Meter-Schuss, wieder in Führung. Doch erneut reichte es nicht. In der Nachspielzeit traf Kenan Karaman (90. + 4) vollkommen frei vor Leno zum 3:3-Endstand. Weniger Gegenwehr als bei diesem Treffer geht eigentlich nicht.Weltmeister Frankreich startete am Mittwochabend mit 10-minütiger Verzögerung in St.-Denis ins Testspiel gegen die Ukraine. Davon ließ sich die „Equipe Tricolore“ jedoch nicht beirren. Das Star-Ensemble gab sich beim 7:1 (4:0) keine Blöße.  So spielt eine große, in sich gefestigte Mannschaft!

Mit Antoine Griezmann (FC Barcelona), Champions-League-Sieger Kingsley Coman (FC Bayern) oder Dayot Upamecano von RB Leipzig in der Startelf war der Weltmeister auf den Punkt konzentriert. Dazu kamen mit Corentin Tolisso und Benjamin Pavard 2 weitere Bayern-Profis in der Anfangsformation.

Weltmeister Olivier Giroud gab den Mittelstürmer. Er erzielte nach 24 Minuten das 2:0. Das Zuspiel lieferte Tolisso. Der erst 17 Jahre alte Eduardo Camavinga von Stade Rennes traf zuvor mit einem traumhaften Fallrückzieher zum 1:0 (9.). Der EM-Co-Gastgeber von 2012 aus der Ukraine wirkte gegen den EM-Ausrichter von 2016 in allen Belangen überfordert. Es wurde der zweithöchste Erfolg in der Ära Didier Deschamps, nach einem 8:0 gegen Jamaika.

Denn: Einmal in Torlaune, legten die Franzosen nach. Giroud (34.) staubte einen Schuss von „Equipe“-Debütant Houssem Aouar (22, Olympique Lyon) zum 3:0 ab. Ein Eigentor von Vitali Mykolenko (39.), der eine für Giroud gedachte Flanke höflich selbst einköpfte, brachte den 4:0-Pausenstand. Viktor Tsygankov (53.) verkürzte für die Mannschaft der ukrainischen Fußball-Legende Andrej Schewtschenko. Die arg dezimierte Ukraine spielt am Samstag in der UEFA Nations League in Kiew übrigens gegen Deutschland…

Frankreich zauberte indes weiter. Tolisso stellte mit dem 5:1 nach Hackentrick von Kylian Mbappé (65.) den alten Abstand wieder her. Mbappé (82.) machte nach einem Super-Dribbling mit dem 6:1 das halbe Dutzend voll. Griezmann (89.) trug sich mit dem 7:1, seinem 31. Länderspieltor, auch noch in die Schützenliste ein. Danach konnte man in Paris den Laden zusammenmbappen…Die Zeiten, in denen die deutsche Fußball-Nationalmannschaft die Fans auch an tristen Herbsttagen in den Sportsbars und zu Hause vor den Fernseher geholt hat, sind lange vorbei. Nicht erst seit Corona. Das Interesse an der „Mannschaft“ hat sich abgekühlt. Selbst für Welt- und Europameister von einst sind Länderspiele kein Pflichttermin mehr. Muss man das schade finden?

Nein, denn es kommt nicht von ungefähr. Kaum Konkurrenzkampf, reihenweise Absagen bei den Testspielen, international zweitklassige Gegner in der Quali, dazu die Überfütterung durch die Nations League. Damit kann man nicht punkten. Und Spannung lässt sich nicht herbei reden.

Vor allem in der UEFA Nations League nicht. In diesem sinnfreien Wettbewerb hat Deutschland ungeachtet der nach der Corona-Pandemie leeren Stadien noch kein Spiel gewonnen. 1:1 gegen Spanien und gegen die Schweiz im September. Es gibt sicher sinnvollere Abendgestaltung derzeit. So denkt wohl auch die Mehrzahl der TV-Zuschauer. Die Einschaltquoten sind seit der katastrophalen WM 2018 in Russland mit dem gepflegten Vorrunde-Aus im Sinkflug. Bei der EM-Qualifikation für 2020 sorgte die Begegnung in Weißrussland mit 7,1 Millionen Menschen für die mieseste Einschaltquote. Dieser Wert wurde nun mit 6,25 Millionen Zuschauern beim müden 1:1 gegen die Schweiz (September) noch unterboten. Oder, wie Gerhard Delling sagen würde: „Ein tieferer Tiefpunkt.“

Weltmeister Lothar Matthäus (59) dazu in SPORT BILD: „Länderspiele streiche ich mir nicht mehr rot im Kalender an. Der WM-Kapitän von 1990 rät den Verantwortlichen: „Jogi Löw muss sich mit seiner Mannschaft das Interesse bei den Fans wieder erarbeiten.“ Eben das ist der DFB-Auswahl in den letzten 2 Jahren und trotz der souveränen Quali für die Europameisterschaft nicht gelungen. Die Auftritte, die „Die Mannschaft“ in dem 2018 von der UEFA in den Rahmentermin-Kalender gezimmerten neuen Wettbewerb „Nations League“ lieferte, waren zum Abschalten. Bei den TV-Analysen von Jürgen Klinsmann (RTL) oder Bastian Schweinsteiger fühlte man sich an eine PR-Veranstaltung des DFB-Teams erinnert. Eine kritische, temperamentvolle Analyse fand so gut wie nie statt.

Die hätte es aber gebraucht. 0:0 und 1:2 gegen Frankreich, 0:3 und 2:2 gegen Holland, 2:4 im wichtigsten Duell um die direkte EM-Qualifikation in Hamburg (Ligalive.net war vor Ort) – das waren schlechte Länderspiele. Und keine Quoten-Hits! „Die Nations League gibt es jetzt nun mal, es bringt nichts, weiter darüber zu diskutieren“, übt sich Rudi Völler (60), Weltmeister von 1990, in Merkel-Deutsch („Nun sind sie halt da“). Der Vize-Europameister von 1992 ist sicher: „Die Quoten werden bei der EM wieder steigen.“ Jürgen Kohler (55) bleibt im Jetzt: „Wenn ich ehrlich bin, muss ich klar sagen, dass es mir aktuell nicht so viel Spaß bereitet, wenn ich die Nationalmannschaft sehe.“ Der „Kokser“, der 105 Länderspiele machte, stört sich vor allem an der Nations League: „Ich verstehe bis heute nicht, warum man sich die Nations League ausgedacht hat.“Das, lieber Jürgen Kohler, wissen wir leider auch nicht. Wie Kohler, so steht auch für Toni Schumacher (66) bei dieser Retorten-Liga der UEFA nur der Profit im Fokus. „Bei der Nations League habe ich das Gefühl, hier geht Money-Making über den Sport.“ Die Länderspiele schaut sich „Der Tünn“ aber weiterhin an. Warum? „Weil ich selbst fast 10 Jahre für die Nationalelf spielen durfte und weiß, wie viel man leisten muss, um das zu schaffen.“


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