Die irre Transfer-Show für Mesut Özil bei Fenerbahce: ,,Nie wieder Bundesliga, nie wieder Deutschland”
Bei seinem Empfang bei Fenerbahce Istanbul nach seinem Transfer äußerte sich Ex-Nationalspieler Mesut Özil auch zur Nationalmannschaft
Fenerbahce Istanbul hat am Mittwoch den Transfer von Mesut Özil (32) mit einer bizarr-pompösen Vorstellungs-Show gekrönt. Der Weltmeister von 2014 machte dabei klar, dass er nie wieder für Deutschland und nie wieder in der Bundesliga spielen werde.
Er wurde wie ein Staatsgast empfangen. Und mit Staatspräsidenten kennt sich Mesut Özil (32) seit der schicksalhaften Begegnung mit Recep Tayyip Erdogan in London 2018 ja aus… Am Mittwoch trat der wie ein Heilsbringer erwartete Mittelfeldspieler erstmals in Istanbul auf. Özil spielte das pompös-bizarre Boulevard-Stück eifrig mit.
War es Transfer-Theater auf Recep? Oder gar ein ,,Borat”-Film, wie der tapfere Beobachter der WELT sich fragte?
In der Tat, um die große bunte Özil-Show aus Istanbul zu überstehen, musste man am Mittwoch entweder viel Geduld oder viel Humor mitbringen. Am besten beides.
Es soll also keiner sagen, dass wir mitten in der Corona-Pandemie keine Abwechslung erleben. Bunte Filme, blumige Worte und nach 39 Minuten endlich auch ein Statement von Mesut Özil. Eines, das es in sich haben sollte. Jedenfalls für die Fans der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und der Bundesliga.
Fanfaren sie begleiten! Unter pompöser Fanfarenmusik betrat Mesut Özil am Mittwoch um 15.07 Uhr den Presseraum. Fenerbahce Istanbul hatte für ein handverlesenes Publikum aus Fans und Journalisten gesorgt. Die Spielervorstellung des Weltmeisters erinnerte anschließend an die Präsentation von Weltstar Samuel Eto'o (39) bei Anschi Machatschkala in der Kaukasus-Republik Dagestan. Das klingt sogar noch mehr nach ,,Borat.”
Freunde der gepflegten Fußball-Satire kamen am Mittwoch keinesfalls zu kurz. „Der berühmte Mesut Özil stellt sich heute vor.“ So begrüßte die Moderatorin den vom FC Arsenal abgeschobenen ähm… von ,,Fener” verpflichteten Ex-Nationalspieler.
Sein letztes Spiel hatte Mesut Özil vor seinem Transfer zu Fenerbahce dort übrigens im März 2020 bestritten. Seitdem saß er seine Vertrags-Laufzeit auf der Tribüne ab. Oder er lieferte sich Twitter-Scharmützel mit TV-Moderator Piers Morgan (,,Morgan wird abgerechnet”).
Bis 2024 hat Fenerbahce nach dem Transfer nun Mesut Özil unter Vertrag genommen. Und das, obwohl den Klub eine kolportierte Schuldenlast im dreistelligen Millionenbereich drücken. Sorry, aber auch der hätte von ,,Borat” alias Sacha Baron Cohen stammen können. Er ist, kein Witz, gebürtiger Londoner…
3 Millionen Euro Gehalt soll Mesut Özil nach seinem Transfer nun bei Fenerbahce pro Saison kassieren. Fenerbahce-Präsident Ali Koc schwadronierte dann los. 150 Journalisten hätten sich allein aus dem Ausland akkreditieren wollen. In einer halbstündigen Jubel-Rede pries er Mesut Özil. ,,Dieser Transfer wird uns ganz sicher zu neuen Rekorden führen. So Gott will, werden wir alle zusammen mit der Familie von Mesut die nächsten Erfolge feiern.” Ja, wenn er will.
Koc weiter: ,,Der türkische Fußball wird durch Özil gewinnen.“ DIE WELT: ,,Es folgte eine kurze Einführung in das sensationelle Verhandlungsgeschick Koc‘ und der anderen Verantwortlichen von Fenerbahce.” Schon im Juni 2019 habe man auf den Transfer hingearbeitet. Was für ein Glück, dass es doch noch geklappt hat! Auch galt es, herauszufinden, ob „Özil kommen würde, oder ob er auf uns herabschauen würde“.
Jetzt wird es satirisch. Da man gemerkt habe, welch großer Fenerbahce-Fan der gebürtige Gelsenkirchener angeblich ist und ,,wie wenig Wert er auf materielle Dinge” lege, habe man „Nägel mit Köpfen“ gemacht. Bei einem kolportierten Wochensaläre um 500.000 Pfund war damit wirklich nicht zu rechnen…
Auch wurde mit keiner Silbe erwähnt, wann Özil eigentlich das letzte Mal gespielt hat. Es war am 7. März 2020, in der Premier League gegen West Ham United (1:0). Seitdem war Özil entweder nicht im Kader oder gar nicht mehr für den Wettbewerb gemeldet.
Das war aber noch nicht alles. Der tapfere Kollege von der WELT schreibt: ,,Nachdem Sportdirektor Emre Belözoglu pro forma die Worte seines Bosses noch einmal in ein paar kurzen Sätzen anders, aber doch irgendwie gleich zusammenfassen durfte, um nicht den Eindruck zu erwecken, nur Sauerstoff zu verschwenden, flimmerte ein Image-Film über eine riesige Leinwand im Saal.”
Es zeigte einen Vereinsreporter in einer Bergarbeiter-Region. Genau die Region, aus der Özils Vorfahren kommen. Schön, wenn man es genau nimmt…
In der Heimat von Mesut Özil sei man ,,,sehr stolz, dass Mesut jetzt für Fenerbahce spielt.” Den Eindruck hatten wir übrigens auch.
Nach 39 Minuten kam Özil dann auch mal selbst zu Wort. Fenerbahc' but not least… Er sei ,,schon immer Fan” von Fenerbahce gewesen. Sagte der gebürtige Gelsenkirchener, der über Werder Bremen 2010 zu Real Madrid kam.
Natürlich gab es auch kritische Fragen. Diese wurden von Koc aber in einer ähnlichen Vehemenz abgewürgt wie im Juli 1984 in Neapel. Bei einer vergleichbar bizarren Veranstaltung mit Diego Armando Maradona (1960 – 2020) wurden Journalisten, die den sensationellen Transfer zum SSC Neapel mit der hiesigen Camorra in Verbindung brachten, direkt rausgeworfen. In Istanbul tat es am Mittwoch auch eine zornige Rüge vom Chef selbst.
Die Frage nach einer möglichen Rückkehr in die Bundesliga war dann wieder erlaubt. „Nein“, lautete seine nicht eben ausführliche Antwort. Mehr Worte hatte er für ,,Die Mannschaft”, die er 2018 im Zorn verlassen hatte.
„Wenn ich einmal einen Weg eingeschlagen habe, kehre ich niemals um. Ich wünsche der deutschen Nationalmannschaft viel Erfolg, aber ich spiele da nie mehr.“ Schöne Grüße nach Frankfurt! Und damit aus Istanbul zurück in die angeschlossenen Satire-Redaktionen…