Nationalmannschaft: Die Fehler des Joachim Löw – Bayern hat das, was Deutschland fehlt!

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Nationalmannschaft: Die Fehler des Joachim Löw – Bayern hat das, was Deutschland fehlt!

Die Nationalmannschaft liegt nach 0:6 in Spanien in Trümmern. Es waren viele Fehler von Joachim Löw (60), die ,,Die Mannschaft” an diesen Tiefpunkt führten.

Jérome Boateng, Thomas Müller und Mats Hummels zurück in die Nationalmannschaft? Ihre Ausbootung war – sportlich wie vom Timing her – sicher einer der größten Fehler von Joachim Löw (60) nach dem WM-Debakel 2018. Die Entscheidung, das Weltmeister-Trio nicht mehr zu nominieren, könnte Löws Ende als Bundestrainer beschleunigen. Sie war nur eine von vielen Fehleinschätzungen.  

Lothar Matthäus (59) hat es den Dienstagabend richtig verhagelt. Ausgerechnet am 27. Jahrestag seines Länderspiel-Rekords (2:1 gegen Brasilien) musste der Weltmeister von 1990 eine nie dagewesene Demütigung seiner Nachfolger mit ansehen. 0:6 gegen Spanien. „So ein Gesamt-Versagen habe ich noch nie erlebt“, sagte Matthäus bei BILD München.

„Gesamt-Versagen“. Genau das ist der richtige Ausdruck. Danke, lieber Lothar! 0:6 in Spanien, höchste Pflichtspiel-Pleite in einem Länderspiel. Ein Debakel, das am Ende einer langen Fehlerkette steht. Und für diese Verkettung von Fehleinschätzungen steht (auch) Bundestrainer Joachim Löw.

Alles begann im Frühjahr 2018. Das schwache 0:1 gegen Rekord-Weltmeister Brasilien in Berlin machte noch niemand stutzig. Zu selbstsicher und selbstherrlich trat „Die Mannschaft“ nach 10 Siegen in 10 WM-Qualifikationsspielen auf. Dass im Erfolg die größten Fehler gemacht werden, musste auch das Prestige-Team des DFB schmerzhaft erfahren. Löws erster Fehler: Er machte aus der mannschaftsinternen Causa „Özil und Gündogan“ eine Staatsaffäre. Das Hinzuziehen der Politik nach dem sinnfreien Auftritt der beiden deutschen Nationalspieler mit dem autokratischen türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan – aw Mann! Damit war eine interne Lösung – und diese konnte nur Nicht-Nominierung von Özil und Gündogan heißen – nicht mehr möglich. Ein Umstand, den die Fans der „Mannschaft“ übel nahmen.

Gnadenlos ausgepfiffen, quälte man sich in Leverkusen zu einem 2:1 gegen Saudi-Arabien. Genau. Das Saudi-Arabien, das wenige Tage später von WM-Gastgeber Russland mit 5:0 verdroschen wurde. Damit nicht genug. In den 3 WM-Gruppenspielen wurde Titelverteidiger Deutschland nie seiner Favoritenrolle gerecht. Ohne Toni Kroos wäre man nach dem 2. Spiel gegen Schweden (2:1, Siegtor in der Nachspielzeit) schon zum Kofferpacken übergegangen. So erledigten die Koreaner „Die Mannschaft“: 2:0. Das war am 27. Juni 2018.

Bis Joachim Löw, der „in Freiburg untergetaucht“ (BILD) war, sich die Mühe machte, das Desaster zu analysieren, vergingen 6 Wochen. Mit Sami Khedira – immer ein loyaler Diener des deutschen Fußballs – fand sich ein erstes Bauernopfer. Khedira spielte nie wieder für Deutschland. Im März 2019 leistete sich Löw den vielleicht folgenschwersten Fehler. Er kündigte 9 Monate (!) nach dem WM-Aus an, Jerome Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller (damals alle FC Bayern) nicht mehr zu nominieren. Sowohl von der sportlichen Tragweite als auch vom völlig unpassenden Zeitpunkt her ein Riesen-Bock. Denn das Weltmeister-Trio führt dem Bundestrainer Woche für Woche vor Augen, was seinen Jungs fehlt. Thomas Müller hat sich bei Bayern dank Flick quasi neu erfunden. Müller ist beim Triple-Sieger die neue Pressing-Maschine. Antreiber und Führungsspieler war er ohnehin schon. Zu wenig für Löw. Er vertraute seit der WM auf den stillen Toni Kroos. Er ist das Metronom, der Passgeber im Mittelfeld. Keiner, der ein Pressing aufziehen kann. Und er ist vor allem keiner, der auf den Tisch haut. Ganz anders Mats Hummels. Der Ex-Nationalspieler hat Borussia Dortmund neue defensive Stabilität verschafft. Kopf der Favre-Elf ist er sowieso. Er steht auf- und außerhalb des Rasens für Sicherheit, die dem Nationalteam fehlt. Im Seuchenjahr 2020 blieb die Nationalmannschaft in keinem Pflichtspiel ohne Gegentor. Wie das ohne Abwehrchef so aussieht, konnte man am Dienstag in Sevilla beobachten. Jérome Boateng fand unter Hansi Flick in München zu alter Stärke zurück. Seine Präsenz und sein unglaublich gutes Stellungsspiel könnten den Jungen helfen. Wie Robin Koch. Für die bei Chelsea und Bayer Leverkusen nicht gesetzten Antonio Rüdiger und Jonathan Tah ist die Chefrolle in der Abwehr eine Nummer zu groß. Ebenso wie für Ginter, den netten Matthias von nebenan.

„Man braucht diese Führungsspieler nach so einer Niederlage! In Sachen Teamführung wird Müller genannt werden. Die Spanier hatten nur Begleitschutz. Da fehlt so ein Lautsprecher wie Müller“, so Lothar Matthäus. „Aber ich glaube nicht, dass Jogi Löw von seiner Meinung bei den dreien abweicht“, ist der Rekord-Nationalspieler sicher. Eben! Genau davon muss ausgegangen werden. Kritik wie diese wird dann schmallippig, fast beleidigt abgetan. Diese fehlende Bereitschaft zur Veränderung hat Löw oft im Weg gestanden. Er schleppte insbesondere 2016 Spieler durchs Turnier, die nicht in Wettkampfform waren. Wider besseren Wissens. Das Resultat ist bekannt. Mit der Ausbootung von Boateng, Hummels und Müller setzte er das falsche Signal zum falschen Zeitpunkt. Dass er nun wie selbstverständlich weitermacht, spricht Bände.


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