Paul Gascoigne: “Vier Flaschen Whiskey und 16 Linien Koks.”

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Paul Gascoigne: “Vier Flaschen Whiskey und 16 Linien Koks.”

Paul Gascoigne: “Vier Flaschen Whiskey und 16 Linien Koks.” Tragische Fußball-Ikonen: Die Boozing-Kultur der englischen Arbeiterklasse

Paul Gascoigne ist einmal der großartigste Fußballer Englands gewesen. Heute ist er eher ein Wrack – nach diversen gespenstischen Auftritten in der Öffentlichkeit und diversen fehlgeschlagenen Alkohol-Entzugskuren.

Wirklich losgeworden ist Gascoigne die Rolle des Klassenclowns im Lauf seines Lebens eigentlich nie. Schon als begnadeter Fußballer ist er die notorische Spaßmaschine in allen Mannschaftskabinen. Bis heute lieben die Leute die humorig- bizarren Gascoigne-Klassiker, fast jeder Fan auf der Insel kennt eine derbe Episode von und mit „Gazza.“

Etwa wenn er erzählt, wie er damals die Schuhe seines kompletten Teams vertauscht hat. Oder wie er eigenhändig einen Bus voller Touristen um den Piccadilly Circus herum steuert bzw. die zu pflegenden Edel-Fußballschuhe von Newcastles Superstar Kevin Keegan in der U-Bahn liegen lässt… Wohl dem glücklichen Finder!

Dafür lieben sie ihn in England. „Boozing“ ist auf der Insel immer noch gesellschaftsfähig. Doch in Wahrheit gibt es über ihn schon kurz nach Ende der Karriere als aktiver Fußballer nichts mehr zu lachen. Paul Gascoigne ist einmal der großartigste Fußballer Englands gewesen. Heute ist er eher ein Wrack – nach diversen gespenstischen Auftritten in der Öffentlichkeit und diversen fehlgeschlagenen Alkohol-Entzugskuren. Wirklich losgeworden ist Gascoigne die Rolle des Klassenclowns im Lauf seines Lebens eigentlich nie. Schon als begnadeter Fußballer ist er die notorische Spaßmaschine in allen Mannschaftskabinen. Bis heute lieben die Leute die humorig- bizarren Gascoigne-Klassiker, fast jeder Fan auf der Insel kennt eine derbe Episode von und mit „Gazza.“

Etwa wenn er erzählt, wie er damals die Schuhe seines kompletten Teams vertauscht hat. Oder wie er eigenhändig einen Bus voller Touristen um den Piccadilly Circus herum steuert bzw. die zu pflegenden Edel-Fußballschuhe von Newcastles Superstar Kevin Keegan in der U-Bahn liegen lässt… Wohl dem glücklichen Finder!

Dafür lieben sie ihn in England. „Boozing“ ist auf der Insel immer noch gesellschaftsfähig. Doch in Wahrheit gibt es über ihn schon kurz nach Ende der Karriere als aktiver Fußballer nichts mehr zu lachen.

 

Tiefpunkt im Jahr 2015

2015 ist der bis dato absolute Tiefpunkt im Leben des Mannes, der einmal der großartigste Fußballer Englands war, die Hoffnung einer Sportnation. Aber die nach oben offene „Gazza“-Skala für Auftritte zum Fremdschämen könnte noch weiter ausschlagen. Tatsächlich bringt der junge Paul Gascoigne alles mit, was man für eine gute Sportlerstory braucht.

Er stammt aus ärmlichen Verhältnissen, kicken lernt er mit einem Tennisball, weil sich seine Eltern keinen Fußball leisten können. Bald wird er als großes Talent entdeckt und unterschreibt einen Vertrag bei Tottenham Hotspur. 1988 wählt man ihn zum „Nachwuchsfußballer des Jahres“. Seinen Durchbruch aber schafft „Gazza“ bei der Weltmeisterschaft 1990 in Italien, als herausragender Akteur führt er die englische Auswahl bis ins Halbfinale.

Unvergessen ist die Szene, in der Gascoigne im Duell gegen Deutschland die zweite Gelbe Karte sieht – und hemmungslos in sein Trikot heult, weil er nun für ein mögliches Finale gesperrt gewesen wäre. Doch so weit kommt es nicht: Gegen Deutschland ist im Elfmeterschießen Endstation, England scheidet aus. Gascoigne und Co. sind dennoch bis 2018 als Vierter Englands erfolgreichste Mannschaft bei einer Weltmeisterschafts-Endrunde.

Vielleicht ist „Gazza“ nie besser als während dieser WM – dribbel- und kampfstark, ein Antreiber mit unkonventionellen Ideen. Und doch gibt es bereits damals die selbstzerstörerische Seite des Engländers. In seiner Autobiographie (Gazza. Mein verrücktes Leben. Verlag: Bobus, 2005) beschreibt er später, wie er in der Nacht vor dem Deutschland-Spiel keinen Schlaf findet. Ruhelos wandert er durchs Hotel und tritt schließlich zur Zerstreuung auf der hauseigenen Anlage zum Tennismatch gegen zwei Amerikaner an. Und das in der Nacht vor dem wichtigsten Spiel seiner Karriere.

 

Binge Drinking und Boozing

Noch. Später greift Gascoigne gegen seine Schlaflosigkeit immer häufiger zu Alkohol und Tabletten. Ständige Verletzungen und Undiszipliniertheiten werfen ihn sportlich zurück, in den Pausen vom Fußball entdeckt er den Suff als Mittel gegen Einsamkeit und Langeweile.

1992 wechselt Gascoigne zu Lazio Rom, nach ein paar enttäuschenden Jahren in Italien zieht er weiter zu den Glasgow Rangers. Dort klappt es sportlich wieder besser, doch immer wieder geriet er mit privaten Eskapaden in die Schlagzeilen. Seine Frau Sheryl prügelt er 14 Wochen nach der Hochzeit krankenhausreif; nach der kostspieligen Scheidung und diversen Sauf-Exzessen macht „Gazza“ 1998 Bekanntschaft mit einer Entzugsklinik. „So wird Gascoigne nicht mal 40“, fürchtet das Kicker-Sportmagazin damals schon… Im gleichen Jahr endet sein Vertrag bei den Glasgow Rangers. „Ich bereue bis heute den Tag, an dem ich die Rangers verlassen habe“, sagt Gascoigne Jahre später nicht ohne Wehmut dem Klubmagazin des schottischen Traditionsklubs. Binge Drinking und Boozing sind in England sowohl in der Arbeiterschicht als auch in der bürgerlichen Mittelschicht und der Oberschicht immer noch ein ausgeprägter Teil der Alltagskultur.

„Betrunken wie ein Lord“ ist heute noch genauso eine typische Redewendung wie die alten Rituale des Zutrinkens und Wettsaufens gerade im Arbeitermilieu nach wie vor eine Bedeutung haben. Umso verblüffender ist es, welche Leistungen Gascoigne auch in seiner späten Karrierephase noch zeigt. 2002, als er beim FC Everton unter Vertrag steht, betankt er sich – so schildert er es später in einem Interview – vor dem Match gegen den AFC Sunderland mit dreieinhalb Flaschen Wein, zwei dreifachen Brandys und 13 Schlaftabletten.

Gascoigne spielt, fährt nach Hause und schläft ein. Als er am nächsten Morgen aufwacht, sagte er später, habe er sich an nichts erinnert. Aber neben seinem Bett steht eine leere Champagnerflasche. Man hatte ihn zum „Man of the Match“ gewählt. Doch solche Lichtblicke können nicht darüber hinwegtäuschen, dass es nun mit der sportlichen Karriere steil bergab geht. Zum Schluss tingelt er von Klub zu Klub, probiert es nacheinander mit Engagements in der englischen zweiten Liga, in China, Portugal und schließlich im Jahr 2005 als Trainer beim Sechstligisten Kettering Town. Dort wird er nach nur 39 Tagen entlassen – Gascoigne sei „vor, während und nach Spielen der ersten Mannschaft alkoholisiert“ gewesen, heißt es von der Klubführung. Währenddessen wird die Liste seiner Alkohol- und Drogeneskapaden immer eindrucksvoller.

 

Vier Flaschen Whiskey und 16 Linien Koks

Vier Flaschen Whiskey und 16 Linien Koks“ gönnt sich Gascoigne nach eigener Aussage in dieser Zeit – und zwar täglich. 2008 landet er insgesamt dreimal in der Psychiatrie, einmal, nachdem man ihn betrunken und verwirrt in einem Londoner Friseursalon aufgegriffen hat. Ein halbes Jahr verbringt der gefallenen Fußballer damals in einer Reha-Einrichtung und zieht danach in eine Wohnung am Meer, nach Bournemouth.

Zunächst scheint es, als hätte er sein Leben gerade noch in den Griff bekommen. Doch dann folgt jener erschütternde Auftritt bei der Charity-Gala in Northampton. Etwas, so scheint es, hatte Gascoigne erneut aus der Spur gebracht. Es folgte der nächste Entzug. Radio-Moderator Chris Evans, Kricketspieler Ronnie Irani, Ex-Fußballstar Gary Lineker und TV-Moderator Piers Morgan setzten ihn laut dem Boulevardblatt The Sun in ein Flugzeug nach Phoenix, Arizona. Weil Gascoigne pleite ist, die Scheidung, die Suff- und Drogenexzesse haben sein Geld aufgezehrt, sollen sie auch die Kosten für die dortige Entzugsklinik übernommen haben. Natürlich bleiben ihm die Boulevardmedien auch in Amerika auf der Spur. Es gibt wenig später ein Foto, das Gascoigne gleich nach der Ankunft in Phoenix zeigte. Die Sun hat es gedruckt. Man sieht Gascoigne, wie er in einer Flughafen-Bar kauerte. Er hat sich ein großes Glas Bier bestellt. Ob Gascoigne die Kurve kriegt oder endet wie George Best? Ob er überhaupt dessen Alter erreicht? All das ist ungewiss. Viel Glück.

 

Erfolge

Englische Nationalmannschaft

Teilnehmer an der Fußball-Weltmeisterschaft 1990 (6 Spiele, kein Treffer; 4. Platz)

Teilnehmer an der Fußball-Europameisterschaft 1996 (5 Spiele, ein Treffer; Aus im Halbfinale)

 

Im Verein

Gewinner des FA Cups: 1991 mit Tottenham Hotspur

Gewinner der schottischen Meisterschaft: 1996, 1997 mit Glasgow Rangers

Gewinner des schottischen Pokals: 1996

Gewinner des schottischen Ligapokals: 1996, 1998

 

Individuelle Ehrungen

Schottlands Fußballer des Jahres: 1996Videoinhalte – Der Video-Player oben zeigt zunächst das Video über Paul Gascoigne, danach automatisch folgend alle weiteren Videos unseres Dossiers: “Diese 11 Fußball-Ikonen endeten tragisch.” 

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Wer die Story mit vielen zusätzlichen Texten, Bildern und allen Videos lesen und schauen will, dem empfehlen wir unser Dossier “Erst verdienten sie Millionen, doch dann wurde es “schwierig”. Diese Fußballstars gerieten in finanzielle Turbulenzen”. Bitte hier entlang.

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