RB Leipzig: Der ,,Feind des FC Bayern” steht im Finale!
Gehasst, geliebt, Pokalfinale! RB Leipzig hat das Pokal-Halbfinale beim Hamburger SV am Dienstag souverän mit 3:1 (1:1) gewonnen und darf vom 1. Titelgewinn in der noch jungen Vereinshistorie träumen.
Mit einem abgeklärten Auftritt in Hamburg beenden die ,,Roten Bullen” alle Final-Träume des HSV und die Möglichkeit eines Schulden-Erlasses für den finanziell angeschlagenen Traditionsklub durch den mächtige Mäzen Klaus-Michael Kühne (81 / Ligalive.net berichtete).
Im 10. Jahr des Red Bull Investments in Leipzig kann die Mannschaft von ,,Fußball-Professor” Ralf Rangnick (60) also den ersten nationalen Titel holen.
Dieser ist eigentlich schon 2016/2017 möglich, als sich die Leipziger für 3 Spieltage lang an der Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga sonnen dürfen. Prompt werden sie von Bayern-Macher Uli Hoeneß bei seiner Wiederwahl zum FCB-Präsidenten in der tobenden Münchner Olympiahalle zum ,,neuen Feind des FC Bayern neben Dortmund” ausgerufen. Da freut man sich doch direkt…
Das Imperium schlägt zurück. ,,Mia san Mia” gegen ,,Mia san Dose” bringt am 21. Dezember 2016 bei einem denkwürdigen 3:0 (3:0)-Erfolg des FC Bayern München in der Allianz Arena gegen RB Leipzig die große Bundesliga-Restauration.
3:0, Angriff abgewehrt, die Bayern werden wieder Meister. Aber: Leipzig wird vor Borussia Dortmund, leistungstechnisch zwischendurch von Coach Thomas Tuchel (45, jetzt PSG) mal als ,,einziges Defizit” kritisiert, Vizemeister.
Das Duell zwischen den ,,Traditionalisten” vom BVB und dem ,,Dosenclub” RBL am 4. Februar 2017 wird ein trauriges Stück Bundesliga-Geschichte. Unsägliche Schmähplakate auf der Dortmunder Südtribüne, zum Teil jenseits der Menschenwürde, Übergriffe gegen RBL-Fans. ,,Die gelbe Wand wird zur gelben Schande”, schreibt der Kicker in einem Saison-Rückblick. Mehr muss man dazu nicht wissen.
Leipzig erreicht als Vizemeister und erster Bundesliga-Neuling – der Aufsteiger und Meister von 1998 vom 1. FC Kaiserslautern ist kein Newcomer – die Champions League. Dort verpasst es die von Trainer Ralph Hasenhüttl (51, jetzt FC Southampton) geführte Mannschaft, das Plastik-Image abzulegen. Zwar erreicht sie als Gruppendritter der CL die Europa League und kommt bis ins Viertelfinale, aber Leipzig gelingt es nicht – wie Bayer Leverkusen 2002 – Sympathie-Punkte bei neutralen Fans zu sammeln. Bei den ,,Traditionalisten”, deren einzige ,,Tradition” oft in ihrer traditionellen Erfolglosigkeit – frag nach in Hamburg – liegt, sind sie sowieso unten durch. Via Anzeigetafel vermeldete Tore gegen Leipzig werden in den Bundesliga-Stadien oft genauso frenetisch gefeiert wie Treffer gegen die Großkopferten aus München. Leipzig hassen geht immer…Nun also Pokalfinale. Es ist möglich, dass wir am 25. Mai 2019 in Berlin ein Duell von ,,Germany's least wanted”-Klubs erleben – Ein Spiel der beiden Mannschaften, die am meisten polarisieren.
Die Leipziger verhindern mit dem 3:1 in Hamburg ein mögliches Nord-Derby im Finale. Die Bayern können am Mittwoch bei Werder Bremen das Duell ,,Mia san mia” gegen ,,Mia san Dose” perfekt machen.
Man mag zu Leipzig stehen, wie man will. Fakt ist: Die ,,Roten Bullen” haben diesen Final-Einzug ,,in Style” erreicht. Man denke nur an das hoch emotionale Duell beim FC Augsburg (2:1 n. V. / ,,Rumble in the Puppenkiste”) im Viertelfinale, bei dem es den Sachsen gelingt, alle Animositäten und verbalen Spitzen der Augsburger auszublenden – und das Ding letztlich souverän zu gewinnen. Auch in Hamburg lässt sich das Team von allen Schmähungen und einem Feuerwerk in der Nacht zum Dienstag vor dem Team-Hotel, abgeschossen von irgendwelchen Verrückten, nicht irritieren. Diese Wagenburg-Mentalität ist eine der Stärken von RB Leipzig. Und die haben in Deutschland nur der FC Bayern und Eintracht Frankfurt. Je mehr die Münchner in die Ecke gedrängt werden, desto eindrucksvoller kommen sie zurück. Und für die Frankfurter kann – sie Pokalfinale 2018 oder EL-Viertelfinale gegen Lissabon – eigentlich keine Konstellation aussichtslos genug sein. Auch das ist Qualität!
,,Chapeau, das ist schon eine Wahnsinns-Truppe”, gibt es nach dem Spiel gegen den HSV wohl auch deshalb Lob vom gegnerischen Keeper Julian Pollersbeck im ARD-Interview. ,,Die Mannschaft hat, wie in den vergangenen Wochen auch, Mentalität gezeigt, sie verblüfft uns als Trainerteam immer wieder”, sagt Ralf Rangnick anschließend im Ersten. Stefan Kuntz, 1990 Sensations-Pokalsieger mit Lautern, in der ARD: ,,Man hat gespürt, dass es etwas Besonderes für sie ist, das Finale zu erreichen.”