Bundesliga-Geschichte – Schiebung auf Schalke – für 2.300 Deutsche Mark
Heute am 17. April in der Bundesliga: Frankfurts Willi Neuberger schreibt Geschichte und passiert als Erster die 500. Marke seiner Bundesligaeinsätze …
Bester Stoff für Bundesliga-Junkies auf Entzug: Was geschah am 17. April in der deutschen Fußball-Eliteklasse?
Dass DFB-Trainer im Ruf stehen, in der Bundesliga keine große Hilfe zu sein, liegt am 17. April 1966 auch an Georg Gawliczek. Der Mann, der bei der WM 1958 noch Assistent von Sepp Herberger war, geht als erster Trainer in die Bundesligageschichte ein, der zweimal entlassen worden ist. Nach Schalke (1964) setzt ihm auch der HSV den Stuhl vor die Tür. Schuld war weniger das letzte Ergebnis unter seiner Ägide, denn das war ein 4:1 über Kaiserslautern, als vielmehr das Interesse daran. Es verloren sich nur 5114 Unentwegte im Volksparkstadion. Nie war der HSV uninteressanter. Auch war von einer „Spielerrevolte“ zu lesen. Gawliczek muss also gehen, nimmt seinen Rekord mit und schafft es 1968 auch der erste mit drei Entlassungen zu sein (beim KSC).
Auf Schalke ist 1971 was faul. Die Zuschauer der Glückauf-Kampfbahn spüren es schon bald und rufen „Schiebung“. Leider haben sie Recht, für 2300 DM pro Kopf verkaufen die Schalker am 17. April ihr Heimspiel an Abstiegskandidat 3 Fan klar, dass die große Zeit bald vorbei sein wird. Allan Simonsen, 1977 Europas Fußballer des Jahres, gibt seinen Wechsel zum FC Barcelona bekannt. Dort soll der Däne bis 1982 ein Jahresgehalt von 500.000 DM erhalten. Borussia wird mit der Rekordablösesumme von 1,6 Millionen DM entschädigt, hat aber nun keinen Weltklassespieler mehr. Wochen später schießt Simonsen sie noch zum Uefa-Pokal-Sieg.
Frankfurts Willi Neuberger schreibt 1982 Geschichte und passiert als Erster die 500-Bundesligaspiele-Marke. Dafür hat er sich einen Traumtag ausgesucht, denn die 3 in einem grandiosen Spiel mit 4:3. Bayern-Trainer Pal Csernai benennt wie so oft die Sündenböcke, Torwart Walter Junghans und Libero Bertram Beierlorzer: „Es geht einfach nicht, das zwei Leute die Leistung der ganzen Mannschaft kaputtmachen.“ Vorstopper Klaus Augenthaler wird verschont, er schießt ja auch das Tor des Monats April 1982.
Dass es 1996 kein Nachteil ist, wenn der Torwart auch Fußball spielen kann, führt in Rostock zu einem Novum. HSV-Trainer Felix Magath schickt zehn Minuten vor Schluss Richard Golz in den Sturm. Er ist sein längster Spieler und soll möglichst ein Kopfballtor machen. Ein anderer Stürmer muss für Ersatzkeeper Holger Hiemann weichen, damit der Kasten nicht leer steht. Damit hat der HSV zwei Torhüter auf dem Feld. Zu empfehlen ist die Nummer nicht, er verliert mit 0:2. Golz aber beteuert: „Noch 20 Minuten länger und ich hätte das Ding noch umgebogen.“Dass es von Nachteil sein kann, wenn der beste Elfmeterschütze der Torwart ist, erfährt Bayer Leverkusen am 17. April 2004 beim Gastspiel auf Schalke. Hans-Jörg Butt verwandelt zwar auch 2004 zuverlässig wie ein Uhrwerk, lässt sich aber etwas zu viel Zeit für den zugegeben weiten Rückweg. Als der Schiedsrichter anpfeift, knallt Schalkes gerade eingewechselter Stürmer Mike Hanke aus dem Anstoßkreis drauf und trifft. Butt und Bayer können sich trösten, es bleibt nur der Anschlusstreffer zum 2:3-Endstand.
Am selben Tag trennt sich 1860 München von Trainer Falko Götz. Der erfährt davon auf der Pressekonferenz von Journalisten nach dem 1:2 gegen den HSV. Sportdirektor Dirk Dufner entschuldigt sich bei Götz für den Ablauf („Dafür habe ich mich geschämt“), kann aber die aufflammende Debatte über den zunehmend respektlosen Umgang mit Trainern nicht verhindern.
Bayern München versaut seinem kommenden Trainer Jupp Heynckes 2011 die Meisterschaft. Nach dem 5:1 des Rekordmeisters ist Leverkusen aus dem Titelrennen quasi ausgeschieden. Drei Gomez-Tore stellen die Weichen auf Heimsieg. Glücklicher ist Bayern-Präsident Uli Hoeneß allerdings über die vielen Transparente als Antwort auf die Ultra-Proteste zwei Wochen zuvor. Nun heißt es plötzlich „Mia san Ulli“ in der Allianz Arena.