Bundesliga-Geschichte – Als Bayern ein Phantomtor schoss

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Bundesliga-Geschichte – Als Bayern ein Phantomtor schoss

Heute am 23. April in der Bundesliga: In München fällt das berühmteste Phantomtor des deutschen Fußballs. Thomas Helmer schießt vorbei, doch der Treffer zählt.

Bester Stoff für Bundesliga-Junkies auf Entzug: Was geschah am 23. April in der deutschen Fußball-Eliteklasse?

Skandal am Betze 1966! Beim Heimspiel des 1. FC Kaiserslautern gegen Bayern München gibt es gleich vier Platzverweise. Ein Rekord, der lange halten wird (bis 1993). Da drei davon gegen die Heimelf gehen, ist die Stimmung entsprechend explosiv. Schiedsrichter Horst Herden, der neben dem Münchner Dieter Koulmann die Roten Teufel Uwe Klimaschefski, Jürgen Neumann und Willi Wrenger ausschließt, braucht hinterher Polizeischutz. Derart im Vorteil, gewinnt Bayern mit 2:1 und schließt zu Tabellenführer Borussia Dortmund auf, der nach 14 Spielen wieder mal verliert (1:2 in Meiderich). Kaiserslauterns Trost: Manfred Rummel schießt wenigstens das 2500. Bundesligator.

Am 23. April 1988 traut sich der FC Homburg was. Da der DFB seine Werbung für einen Kondom-Hersteller („London“) vom Frankfurter Landgericht hat verbieten lassen, laufen die Saarländer beim 3:1 gegen Schalke 04 mit einem schwarzen Balken auf und erreichen, ganz im Sinne des Sponsors, noch mehr Aufmerksamkeit. Der Stadionsprecher hilft noch etwas nach und erklärt den Zuschauern: „Unsere Mannschaft spielt heute mit einem schwarzen Balken auf der Brust. Jeder, der die Hauptstadt Englands kennt, weiß was sich unter diesem Balken verbirgt.“ Und FCH-Präsident Manfred Ommer sagt süffisant: „Die Dämlichkeit der Funktionäre ist eine Bank, auf die man setzen kann.“In München fällt am 23. April 1994 das berühmteste Phantomtor des deutschen Fußballs und Thomas Helmer hat den Auftritt seines Lebens. Der Bayern-Verteidiger stochert den Ball aus wenigen Zentimetern mit der Hacke am Nürnberger Tor vorbei, aber Linienrichter Jörg Jablonski wähnt ihn im Tor – obwohl die Kugel längst auf der Tartanbahn hüpft. Schiedsrichter Hans-Joachim Osmers vertraut „Sportkamerad Jablonski“ (Bild-Zeitung) und gibt Tor. Helmer jubelt verhalten. In der Halbzeit sehen die Schiedsrichter auf einem Bildschirm, dass der Ball nicht drin war. Da das Spiel 2:1 für Bayern ausgeht und das Ergebnis auf Meisterrennen und Abstiegskampf einen großen Einfluss hat, bleibt bei allen ein besonders schlechtes Gefühl. Nürnberg legt Protest ein, was noch nie etwas gebracht hat nach falschen Tatsachenentscheidungen. Der Fall schafft es in die Tagesschau, vor Osmers‘ Haus lungern die Journalisten herum und seine Frau zieht den Telefonstecker aus der Wand. Alle spüren: das wird Folgen haben. 

1999 ist er Weltmeister und beliebt. Fast überall hat er Erfolg, nur bei 3, es ist sein 284. Bundesligaeinsatz, anno 1999 das erste Mal vom Platz fliegt. Dabei kommt er erst nach der Halbzeit rein. Schiedsrichter Dardenne schickt den schon verwarnten Häßler nach 83 Minuten wieder vom Feld. Fast noch schlimmer für ihn: in Unterzahl gelingt Borussia das Siegtor. Es kommt noch schlimmer. Am nächsten Tag kommt Häßler spät zum Training und muss eine Strafe bezahlen.Thomas Doll hat am 23. April 2008 die Nase voll. Auf der Pressekonferenz lädt der Dortmunder Trainer vier Tage nach dem Pokalfinale (1:2 gegen Bayern) seinen Frust über die allzu kritische Berichterstattung gegen ihn und seine Spieler ab. „Absolut respektlos“ sei es, ihn „dauernd an die Wand zu nageln“, und wird mit jedem Satz lauter. Neun Minuten dauert Dolls Wutrede, von der besonders eine Feststellung in Erinnerung bleibt: „Da lach ich mir doch ‘n Arsch ab.“ Manchmal müssen auch Trainer die Fußballersprache verwenden, um Gehör zu finden. Noch heute kommt bei Google als erstes „Wutrede“, wenn man nach Doll sucht.

Am selben Tag präsentiert Schalke 04 einen neuen Trainer, dessen Name die Fans auch erst mal googeln müssen: Fred Rutten.

3 hat im Abstiegskampf 2011 nichts zu verschenken, auch nicht an Namensvetter. Das Schlusslicht unter Trainer Lucien Favre schlägt Tabellenführer Borussia Dortmund sensationell mit 1:0 und vertagt dessen Meisterfeier um eine Woche. Trainer Jürgen Klopp beteuert: „Wir waren nullkommanull sorglos und auch nicht übermütig.“

Toni Schumacher kehrt 2012 zum 1. FC Köln zurück. Der beliebte Torwart, 1987 wegen seines Skandalbuchs „Anpfiff“ rausgeworfen, wird 25 Jahre später in Gnaden wieder aufgenommen. 2012 zieht er als Vize-Präsident in den neuen Vorstand des Bundesligisten ein. „Toni lebt den Hunger nach Erfolg vor“, begründet der neue Präsident. Er heißt Werner Spinner. Verrückt!


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