Auch den wenig später tödlich verunglückten Mittelstürmer Maurice Banach und Rechtsaußen Giuseppe ,,Billy” Reina gibt man 1990 bzw. 1996 aus heutiger Perspektive viel zu günstig an den 1. FC Köln und Arminia Bielefeld ab.
Mit 600.000 bzw. 375.000 Euro sind die Wattenscheider für beide Spieler zu knapp abgespeist worden. U21-Nationalspieler ,,Mucki” Banach, den bis zu seinem tragischen Unfalltod auch Bundestrainer Berti Vogts auf dem Zettel hat, trägt mit 22 Toren in 37 Spielen 1989/90 entscheidend zum Bundesliga-Aufstieg des kleinen Klubs aus Bochum bei. ,,Billy” Reina wechselt von der Arminia später zum BVB, spielt Champions League und wird ,,A2-Nationalspieler und 2002 mit den Dortmundern Deutscher Meister.
Das vermutlich dickste Verlustgeschäft macht der von dem Textilunternehmer Klaus Steilmann († 2009) mäzenierte Verein allerdings mit der Abgabe von Zweitliga-Torjäger Uwe Tschiskale. Der Mittelstürmer wechselt 1987 zum FC Bayern München und wird zum Bankdrücker. Wie viel Geld für Tschiskale geflossen ist, lässt sich heute kaum mehr sagen. Fest steht: Nach nur einer Spielzeit mit nur 2 Pflichtspielen für die Bayern geht Tschiskale als einer der größten Transfer-Flops der Bayern zum FC Schalke 04 und kehrt 1988 nach Wattenscheid zurück. Er erzielt ab 1990 insgesamt 21 Bundesliga-Tore für den ersten Bundesliga-Klub, der mit Britta Steilmann eine Präsidentin hat.
Rekord-Torjäger des seit Mittwoch abgemeldeten Revierklubs bleibt in der Bundesliga wohl auf ewig der Senegalese Souleyman Sané. ,,Sammy” Sané mit 39 Treffern. Der Vater des Nationalspielers und teuersten Bundesliga-Exports aller Zeiten, Leroy Sané von Manchester City, geht 1994 für nur 150.000 Euro zum FC Tirol nach Österreich. Sané ist aber zu diesem Zeitpunkt mit 33 schon im Zenit seiner Karriere. Wattenscheid 09 gilt in seiner 4-jährigen Bundesliga-Historie als Familienbetrieb. ,,Die Familie Steilmann”, erinnert sich Hannes Bongartz, neben Ex-SGW-Profi Frank Hartmann einziger Bundesliga-Coach der Wattenscheider, im Jahr 2003, ,,hat 25 Jahre am Aufstieg in die Bundesliga gebastelt.” Am Ende ist der Klub offenbar ein einziger Intrigenstadl. ,,In diesem Klub war alles, wirklich alles auf Lügen aufgebaut. Mir wurde verschwiegen, dass die Schulden so hoch sind, dass die Konten gepfändet wurden. Es ist ein trauriges Kapitel für den Ruhrgebiets-Fußball“, rechnet Peter Neururer, Ex-Sportdirektor bei der SG Wattenscheid 09 in BILD mit dem Klub ab, ,,mir tut es vor allem für den Trainer und Spieler leid: „Hut ab, was sie trotz der Umstände in den letzten Monaten geleistet haben.” In diesem Sinne: Tschüsskale, Wattenscheid 09!