Die schlechtesten Trainer beim BVB und Schalke
FC Schalke 04 gegen Borussia Dortmund – diese Partie überstrahlt den 14. Spieltag der Bundesliga. Für den in 13 Spielen ungeschlagenen Dortmunder Trainer Lucien Favre (61) ist es die Derby-Premiere. Der um fast 30 Jahre jüngere Schalke-Coach Domenico Tedesco hat in der vergangenen Saison gezeigt, dass er Derby kann. In 2 Spielen waren er und seine Königsblauen nicht zu bezwingen. Aber: Ein Derby-Sieg ist weder auf Schalke noch in Dortmund ein Garantieschein, um lange im Amt zu bleiben.
Du kannst dich im Revier als Trainer mit markigen Sprüchen gegen den Rivalen vom BVB oder S04 in Szene setzen. Idealerweise gewinnst du „dat Derby“, wie das Spiel im putzigen Ruhrpottdeutsch auch genannt wird. Aber: Zum Legendenstatus verhilft dir ein Derby nicht. Jedenfalls nicht allein.
Es ist – bei aller gebotenen Folklore – am Ende des Tages immer noch ein einziges Bundesliga-Spiel, in dem nur 3 Punkte vergeben und keine Meisterschaft entschieden wird. Will heißen: Es gibt keine Formel für Derby-Siege und es gibt keine Garantien, um auf Schalke oder in Dortmund mit ihrer Hilfe im Amt zu bleiben. Ligalive.net hat sich die Trainerhistorie beider Revier-Nachbarn angeschaut.Nehmen wir nur die Dortmund-Trainer, die mindestens 10 Spiele bestreiten – in den 1980er-Jahren ist Dortmund ein Albtraum für jeden Coach – so finden wir einen ganz unten, der als Spieler für einen der größten Erfolge der Vereinsgeschichte steht.
Friedhelm „Timo“ Konietzka – der 2012 mit 73 Jahren aus dem Leben geschiedene Schweizer ist Mitglied der Dortmunder Mannschaft, die 1966 als erster Bundesliga-Klub einen Europapokalwettbewerb gewinnt – 2:1 in der Verlängerung gegen den großen FC Liverpool im Pokalsiegercup im Finale von Glasgow! Als Trainer hat Konietzka u. a. 2-mal für Bayer 05 Uerdingen gearbeitet. Den BVB coacht er 1984 – exakt für 115 Tage und 11 Partien. „Timo“ kommt nur auf 0,91 Punkte pro Spiel. Einen Derbysieg schafft er nicht: Nur 1:1 gegen Schalke.
In dieser bewegten Dekade mit Fast-Abstieg 1986 und Pokalsieg 1989 kommt auch Horst Franz an den Borsigplatz. Sein Engagement dauert vom 16. November 1983 bis Saisonende 1984. Der gebürtige Berliner, inzwischen 78 Jahre alt, muss auf die für Revier-Trainer so wichtigen Derbys verzichten, denn Schalke firmiert in dieser Zeit zweitklassig. Horst Franz kommt in Dortmund auf 8 Siege, also 1,45 Punkte im Schnitt. 120 Tage nimmt der Wattenscheider Uli Maslo, der im Juli 2018 seinen 80. Geburtstag gefeiert hat, auf dem BVB-Schleudersitz Platz. Vom 1. Juli bis 23. Oktober 1983 holt Maslo mit Dortmund aus 12 Spielen nur 0,92 Zähler.
Und dann ist da noch Bernd Krauss. Im Meisterjahr 1957 in Dortmund geboren, übernimmt der Ex-Gladbach-Profi den in Richtung Abstiegszone driftenden BVB im Frühjahr 2000 von Michael Skibbe. Seine Bilanz ist katastrophal: 13 Spiele, 0 Siege, 0,38 Punkte. Das ist die schlechteste Ausbeute eines Trainers, der in Dortmund nicht den Status „Interimscoach“ hat. Am 13. April 2000 zieht BVB-Boss Dr. Gerd Niebaum die Notbremse – und holt Trainer-Veteran Udo Lattek.
Der bereits 66-jährige Altmeister bewahrt Dortmund zusammen mit dem Novizen Matthias Sammer vor dem Abstieg. Wie sehr der Stress auch Lattek zusetzt, zeigt sich am 33. Spieltag – nach dem nervenaufreibenden 1:1 gegen Schalke. Lattek kündigt seinen endgültigen Rückzug aus dem Trainergeschäft an: „Ich wollte nicht tot von der Bank kippen.“Und die Königsblauen? Beim FC Schalke 04 gilt in der Auswahl der Trainer das gleiche Kriterium. Es werden nur die Coaches mit einbezogen, die mindestens 10-mal in einem Pflichtspiel in der Verantwortung stehen.
Auf lediglich 1,1 Punkte im Schnitt kommt ein Trainer, der aus Schalker Sicht eigentlich einen Traumstart erwischt. Es ist der kernige Sauerländer Helmut Schulte (61), der zuvor als Aufstiegstrainer des FC St. Pauli Furore gemacht hat. Schulte gewinnt am 2. Spieltag der Saison 1993/94 mit Schalke das Derby gegen den BVB mit 1:0 – und muss doch im Oktober nach einem 1:3 gegen Freiburg gehen. Seine Bilanz bei S04: Nur 8 Siege aus Saison übergreifend 30 Spielen.
In den Achtzigerjahren scheitert auf Schalke auch einer, den sie in Stuttgart nur den „Wundermann“ nennen: Jürgen Sundermann, heute 78. Der Mann aus Mülheim an der Ruhr löst während der Saison 1982/83 Siegfried Held und den für eine Partie eingesprungenen Manager Rudi Assauer ab. Der ehemalige Erfolgstrainer des VfB Stuttgart kann Schalke nicht beflügeln: Ein Punkt aus 20 Spielen ist im Schnitt zu wenig, um die Relegationsspiele gegen Uerdingen (1:3 / 1:1) und damit den 2. Abstieg zu verhindern. Mit Schalke steigt auch Horst Franz 1988 in die 2 Liga ab. Als er am 18. September 1988 gefeuert wird, ist seine Bilanz ähnlich dünn wie einige Jahre zuvor in Dortmund: Ein Punkt im Schnitt aus 20 Spielen.
Den ersten (sportlichen) Abstieg 1981 hat Fahrudin Jusufi zu verantworten. Der heue 78-jährige Jugoslawe holt nur 0.92 Zähler aus immerhin 37 Spielen. Am Saisonende 1967/68 steht für Schalke der 15. Tabellenplatz. Zu diesem Zeitpunkt ist allerdings Trainer Karl-Heinz Marotzke (84) schon längst weg. Er wird sogar im Anschluss an ein 1:2 bei Borussia Dortmund entlassen – und ist mit 0,46 Punkten aus 13 Spielen (nur 1 Sieg / 2:1 gegen Alemannia Aachen) der bis heute schlechteste S04-Coach, der häufiger als 10-mal auf der Bank der Königsblauen sitzt.