Otto Maier – Der deutsche Mittelstürmer, der „Barca“ mit gründete
Otto Maier – Der deutsche Mittelstürmer, der „Barca“ mit gründete. Kultisch verehrt beim FC Barcelona – Vergessen in Deutschland
„Unser Freund und Partner, Hr. Hans Gamper, von der Fußballsektion der Sociedad Los Deportes und früherer Schweizer Meister, sich wünschend in Barcelona einige Spiele zu organisieren, erbittet jeden, der diesen Sport mag, ihn zu kontaktieren, dienstags oder freitags von 9 bis 11 Uhr abends in sein Büro zu kommen“.
Was hier so seltsam und verschwurbelt daherkommt, ist der eigentliche Beginn. Es war die Initialzündung zur Gründung des FC Barcelona. Der Schweizer Hans Gamper, 22-jähriger Buchhalter bei der Bank Credit Lyonnais, wollte eigentlich einfach nur kicken.
Ein Unterfangen, das im Barcelona des Jahres 1899 für Ausländer ein Ding der Unmöglichkeit war. Denn die katalanischen Vereine verweigerten Ausländern schlichtweg die Aufnahme. So kickte Gamper bei der in einem Team der evangelischen Kirche zusammengeschlossenen Schweizer im Stadtbezirk Sarria-Sant-Gervasi. Auch beim 1900 gegründeten Klub Espanyol Barcelona spielten anfangs nur Spanier und Katalanen. So gründete sich auf Gampers Initiative hin ein Verein, der allen offen stehen sollte, ohne Ansehen von Nationalität und Religion. Und ein Verein, der den in Barcelona wohnenden Ausländern eine sportliche Heimat bieten sollte, der Football Club Barcelona.
Sturmtank der ersten drei Jahre
Herausragende Figuren in der Gründungszeit des Clubs waren der Präsident Walter Wild und die deutschen Spieler Otto Maier und Udo Steinberg.
Maier, ein etatmäßiger Mittelstürmer, gehörte zum illustren Kreis der zwölf Gründungsmitglieder, die 29. November 1899, im Gimnnas Soler, im Carrer Pintor Fortuny 17-19, den FC Barcelona formal ins Leben riefen. Zwischen 1899 und 1901 ging Otto Maier für die Katalanen auf Tor-Jagd. Beim ersten Spiel der Vereinsgeschichte gegen eine Auswahl englischer Auswanderer, das „Team Angles“ mit dem wenig später für „Barca“ auflaufenden John Parsons Alexander, ging er allerdings wie seine Kollegen leer aus. Man verlor 0:1.
Otto Maier: Am Anfang stand „nur“ der berufliche Wechsel nach Barcelona…
Wann und wo sich die Wege von Maier, Gamper und den übrigen „Barca“-Gründervätern kreuzten, ist nicht bekannt. Fest steht: Die Leidenschaft, die sie für den Fußball empfanden, sowie ihre religiösen Überzeugungen verbanden sie – und es entwickelte sich eine langjährige Freundschaft, die über die Anfangsjahre beim FC Barcelona hinaus Bestand hatte.
Maier, der dem berühmten Reichskanzler Otto von Bismarck seinen Vornamen verdanken soll, kam als Unternehmensvertreter der Firma Hartmann nach Barcelona, um eine neue Fabrik zu gründen. Der Sohn eines des Kaufmanns war seit 1891 Hartmann-Arbeiter und wurde vom Eigentümer ausgewählt, um das Geschäft in Spanien in Barcelona vor Ort auszubauen. Ein Auftrag, der sein Leben verändern sollte.
Der junge Maier, geboren 1877, lernte Gamper aller Wahrscheinlichkeit nach bei einer Veranstaltung der protestantischen Gemeinde in Barcelona kennen. Er hatte zuvor schon in Berlin, wo er an der Universität studierte, beim FC Britannia (heute Berliner SV 1892) Fußball gespielt. Dort lernte er auch den Abwehrspieler Udo Steinberg kennen.
Otto Maier baute die Fabrik Ende des 19. Jahrhunderts in der Calle Cortes auf und zeigte sich in den folgenden Jahren höchst innovativ. Es eröffneten sich für ihn neue Märkte wie die Herstellung von chirurgischen Möbeln und orthopädischen Artikeln. Das Unternehmen wurde führend in seinem Ressort Medizin- und Pflegeprodukte. Das ist nur ein Teil der Erfolgsstory des Otto Maier in Barcelona.
„Barca“-Wappen: Ein ewiges Geheimnis?
Sein fußballerischer Weg: Mit „Barca“ bestritt er zwischen 1900 und 1902 insgesamt 18 Spiele und erzielte dabei sieben Tore. 1902 gewann der FCB erstmals die nach dem Präsidenten von Hispania AC, Alfons Macaya, benannte „Copa Macaya“. Alle fünf teilnehmenden Teams, FC Barcelona, Hispania AC, Espanyol, Universitary SC und Català, kamen aus der katalanischen Metropole. Maier debütierte eben gegen Català am 28. Januar 1900 in einem Freundschaftsspiel (6:0). Zudem war er stellvertretender Kapitän des ersten Teams. Am 27. Dezember 1900 gab er dem in der Anfangszeit – so erging es fast jedem europäischen Verein in diesen Jahren – schlecht aufgestellten FC Barcelona eine Notfallausrüstung, dazu Bälle und Tore.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland heiratete er 1907 Anna Elisabeth Müller, die er in Barcelona kennengelernt hatte, wo sie als Gouvernante gearbeitet hatte. Das Paar kehrte später nach Katalonien zurück. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 wechselte Otto vom Vertreter zum Eigentümer der spanischen Hartmann-Delegation. Vor und nach dem Spanischen Bürgerkrieg beschäftigte er zudem „Joan“ Gampers ältesten Sohn Marcel.
Otto Maier starb am 6. Oktober 1965 im Alter von 88 Jahren in seinem Haus in Barcelona an einer Herzinsuffizienz. Bis zu seinem Tod behauptete der als großzügig und verantwortungsbewusst charakterisierte Unternehmer und Fußball-Pionier, dass die „Barca“-Farben dem blau-burgundfarbenen Logo der Firma Hartmann zu verdanken seien. Dies berichtete sein Sohn Enrique („Bubi“) in einem Interview mit dem Journalisten und Filmfan Alfonso Sánchez, wirklich belegen lässt sich dies jedoch nicht. „Andere Theorien besagen, dass er (Gamper) die Farben seines ehemaligen Vereins FC Excelsior Zürich übernommen habe“, schrieb das Portal barcawelt.de, dazu im März 2018, „oder dass er sie in Liebe zum Schweizer Kanton Tessin wählte. Die Wahrheit wird allerdings weiterhin ein Geheimnis bleiben.“
Videoinhalte – Der Video-Player oben zeigt zunächst das Video über Otto Maier, danach automatisch folgend alle weiteren Videos unseres Dossiers: “Nur diese 9 Deutschen, 2 Österrreicher und 2 Schweizer schafften es zu Barca”.
Alternativ kann jedes Video auch direkt aufgerufen werden durch Klicken auf das Bild, die Überschrift oder den Hinweis der weiter unten folgenden Vorschaubilder, Überschriften und Hinweise unter der Überschrift “Nur diese 9 Deutschen, 2 Österrreicher und 2 Schweizer schafften es zu Barca – Einzelvideos”.
Wer die Story mit vielen zusätzlichen Texten, Bildern und allen Videos lesen und schauen will, dem empfehlen wir unser Dossier “Neun Deutsche, zwei Österreicher und zwei Schweizer schafften es zum FC Barcelona. Aber nur Vier werden kultisch verehrt – ihr Ende war tragisch”. Bitte hier entlang.
Wer das Dossier werbefrei und als E-Book, PDF oder PWA kostenpflichtig lesen und schauen will, bitte hier informieren.