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Borussia Mönchengladbach Meister 1969/70
Borussia Mönchengladbach Meister 1969/70 – Das war die erste Meister-Sensation in der Bundesliga. Die ,,Fohlen” leiteten mit Hennes Weisweiler damit eine neue Ära im deutschen Fußball ein.
Hennes Weisweiler ist im Sommer 1969 ungehalten. „Wenn wir wieder nicht Meister werden, gehe ich“, sagt der knorrige Rheinländer, der Borussia Mönchengladbach 1965 entgegen aller Widerstände in die Fußball-Bundesliga geführt hat.
Mit seinem offensiven Fußball und jungen, hungrigen Spielern aus der Region, unter anderem dem blonden Spielmacher Günter Theodor Netzer, Hans-Hubert („Berti“) Vogts und Herbert „Hacki“ Wimmer, hat er in den vorangegangenen Jahren zwei Mal Platz drei belegt. Das reicht dem strengen Taktikfuchs nicht.
Er holt mit Ludwig „Luggi“ Müller vom gerade aus der Bundesliga abgestiegenen Meister 1. FC Nürnberg und den Stuttgarter Klaus-Dieter Sieloff († 2011) zwei Defensivspieler, die die Abwehr stabilisieren sollen. Darauf hat ihn auch Netzer schon im Frühsommer 1969, in einem der berühmt-berüchtigten „Einzelgespräche“, hingewiesen. Netzers Forderung: „Diese Bayern spielen langweiligen Fußball. Aber sie holen einen Titel nach dem Anderen. Das muss sich ändern, da müssen wir was für die Abwehr tun.“
Besser werden die Dinge nach dem ersten Spieltag trotzdem nicht. Borussia Mönchengladbach verliert mit 0:2 beim FC Schalke 04. Die Wende folgt nur eine Woche später: Im achten Versuch schlagen die Gladbacher endlich ihren damaligen Mit-Aufsteiger FC Bayern München (2:1) und am elften Spieltag sichert man sich durch ein 5:1 gegen Alemannia Aachen erstmals die Pole Position. An Weihnachten 1969 stehen Weisweilers Jungs mit satten fünf Punkten Vorsprung vor dem Titelverteidiger von der Isar an der Tabellenspitze.
„General Winter“ hat die Bundesliga 1970 fest im Griff. Am 10. Januar 1970 muss erstmals in der Liga-Historie ein kompletter Spieltag abgesagt werden. Schnee und Eis auf den Spielfeldern – damals gibt es noch keine Rasenheizung – lassen die Rasenfläche zum Morast werden. „Wer taut die Bundesliga auf?“, fragt die Sport-Illustrierte verzweifelt. Das fragen sich wohl auch die Gladbacher, die in der Folge des entstandenen Termin-Chaos zwischen dem 15. und dem 21. April 1970 drei Mal als Verlierer vom Platz gehen.
Das Unternehmen „Meisterschafts-Premiere“ gerät noch einmal in Schieflage. Am 30. April 1970 ist die Überraschung perfekt: Zwar geben sich „die Fohlen“, wie die ungestüme Mannschaft von den Fans genannt wird, beim 4:3 nach 4:0-Führung gegen den Hamburger SV wankelmütig, doch es reicht. Borussia Mönchengladbach wird zum ersten Mal Deutscher Meister und leitet eine neue Ära im deutschen Fußball ein. In den folgenden sieben Jahren werden nur die Vereinsnamen der Gladbacher und des FC Bayern in die DFB-Meisterschale eingraviert. Mit Müller und Sieloff, die beide je 33-mal zum Einsatz kommen, stellt Mönchengladbach bei nur 29 Gegentreffern die stärkste Abwehr der Liga.
Eine Abwehr, die man in Gladbach unter vorgehaltener Hand die „Mörder GmbH“ nennt. Das Duo Müller und Sieloff schafft es, die einzige Problemzone im Gladbacher Spiel zu beheben. Was viele nicht wissen: Weisweilers Abschieds-Ankündigung ist schon am 5. Dezember 1969 hinfällig. Aus lauter Rührung über die Laudatio von Gladbach-Präsident Helmut Beyer lenkte „Don Hennes“ ein. „Das ist die kürzeste Rede meines Lebens: Ich sage Ja“, so lautet seine Zusage. Ein Glücksfall. Weisweilers Wirken sollte die Borussia in eine goldene Ära führen.
Netzer, Musterschüler von Hennes Weisweiler und Lieblings-Zielscheibe seiner Sprüche („Abseits ist, wenn das lange Arschloch den Ball zu spät abspielt“), ist der erste Gladbacher Meisterkapitän, der die DFB-Silberschale hochrecken darf. In der Kabine sitzen „die Fohlen“ nach ihrem Meisterstück fast ein wenig andächtig. Sie sind offenbar von ihrem eigenen Erfolg überrollt worden.
Denn: Ganz Mönchengladbach feiert die Titel-Premiere – und auch der Klerus ist euphorisiert. Nach dem 4:3 gegen den HSV läuten im Stadtteil Eicken, wo die Borussia einst im Jahr 1900 gegründet worden ist, die Kirchenglocken.Videoinhalte – Der Video-Player oben zeigt zunächst das Video über Borussia Mönchengladbach, danach automatisch folgend alle weiteren Videos unseres Dossiers: “Die Sensationsmeister Europas von 1970 bis 2019”.
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