Bundesliga-Geschichte – Als Arminia am Betzenberg für Chaos sorgte
Heute am 04. Mai in der Bundesliga: Arminia Bielefeld feiert seinen Ausgleich gegen Kaiserslautern etwas zu lange. Der Schiedsrichter pfeift an während sie noch in der falschen Hälfte stehen.
Bester Stoff für Bundesliga-Junkies auf Entzug: Was geschah am 04. Mai in der deutschen Fußball-Eliteklasse?
Tumult am Betzenberg 1979. Im Freitagabendspiel schlägt Herbstmeister 1. FC Kaiserslautern am 04. Mai Aufsteiger Arminia Bielefeld mit 3:2, wonach es nach torlosen 80 Minuten nicht aussieht. Dann geht’s rund. Die FCK-Führung wird postwendend ausgeglichen, was fünf Arminen zu lange feiern. Schiedsrichter Manfred Dölfel pfeift wieder an, als sie noch in der gegnerischen Hälfte sind. Prompt fällt das 2:1. Das löst Tumulte aus, zwei Arminen Frank Pagelsdorf und Christian Sackewitz sowie FCK-Torjäger Klaus Toppmöller fliegen vom Platz. Die Lücken auf dem Feld führen zu zwei weiteren Toren. Arminia legt Protest ein und hofft auf den damals noch verpönten TV-Beweis, der den irregulären Anstoß belegt. Der Fall geht durch alle Instanzen, erst vier Wochen später wird der Protest abgelehnt.
Ein Spiel ganz nach dem Geschmack von Mutter Allofs steigt 1984 in Kaiserslautern. Noch zu Beginn ihrer Profikarriere wohnen beide Söhne bei ihr in Düsseldorf. 1986 nicht mehr, aber der Spielverlauf ist ganz im Sinne des Familienfriedens. Klaus Allofs schießt den 1. FC Köln in der 83. Minute in Führung, im Gegenzug gleicht Thomas Allofs für die Pfälzer aus.
1985 kann sich Waldhof Mannheim endlich wieder mal entscheiden. Mit dem 3:1 gegen 3 endet 1985 die noch immer längste Unentschieden-Serie der Bundesliga (acht Spiele). Bielefelds Siggi Reich stellt immerhin einen Vereinsrekord auf und schießt als erster Armine vier Bundesligatore, was völlig ausreicht um den Karlsruher SC zu besiegen (4:1).So schnell kann man nur 1991 im Fußball einen Fehler korrigieren. Nürnbergs Marc Oechler schießt am 04. Mai in Köln ein Eigentor und zwei Minuten später ein Tor für seinen Verein.
Am selben Tag wird der erste Bundesligist aus der ehemaligen DDR ermittelt: Hansa Rostock wird durch ein 3:1 gegen Dynamo Dresden letzter ostdeutscher Meister (NOFV-Liga), der Trainer kennt die Bundesliga schon: Uwe Reinders ist nun der beliebteste „Wessi“ an der Ostsee.
Zickenzoff in Leverkusen 1993. Bayer entlässt auf Wunsch der Mannschaft Trainer Reinhard Saftig, obwohl er das Team ins Pokalfinale 1993 geführt hat. Nachfolger Dragoslav Stepanovic sagt: „Saftig kann gern nach Berlin kommen und sich im Endspiel auf die Bank setzen, mir ist das egal.“ Mitgefühl klingt anders.
Die Bundesliga verliert 1996 einen weiteren Dino. Eintracht Frankfurts erster Abstieg steht nach der 0:3-Heimpleite gegen Schalke 04 definitiv fest. Manager und Ex-Stürmer Bernd Hölzenbein spricht vom „schwärzesten Stunde meiner 30 Jahre bei der Eintracht“.
Bei Bayern sitzt erstmals in der Liga-Historie ein Präsident als Trainer auf der Bank. Franz Beckenbauer, 1994 half er noch als Vize-Präsident aus, springt nach Otto Rehhagels Rauswurf erneut ein und führt die Münchner zu einem 3:2 gegen den 1. FC Köln. Ein Traumstart ist es nicht, Lothar Matthäus erzielt ein Eigentor und erst nach Rot für Kölns Carsten Baumann knickt der Gast ein.Das wohl turbulenteste Münchner Bundesliga-Derby hat 1997 keinen Sieger. 1860 München und der FC Bayern trennen sich am 04. Mai 3:3 und wieder mal nicht als ziemlich beste Nachbarn. Die Bayern sind mit dem Punkt gut bedient, da am Ende nur noch neun Rote auf dem Platz stehen. Christian Ziege und Lothar Matthäus fliegen runter, Carsten Jancker gleicht trotzdem aus. Der von allen Seiten wüst beleidigte Schiedsrichter Hans-Jürgen Weber fertigt einen Sonderbericht an.
3 Borussia wieder nach vorne. Dort bleibt sie bis zum Abpfiff und Matthias Sammer geht mit seinen 34 Jahren als jüngster Meistertrainer in die Geschichte ein. Leverkusen mit etwas anderem auch: erstmals verspielt ein Team drei Spiele vor Schluss einen Fünf-Punkte-Vorsprung.
Bayern München feiert 2008 wieder mal im fremden Stadion seinen Titel. Ein 0:0 in Wolfsburg bringt die von Ottmar Hitzfeld gecoachte Mannschaft nach 31 Spieltagen ins Ziel. Da sie drei Tage zuvor in Petersburg hochkant (0:4) aus der Europa League geflogen sind, ist die Stimmung gedämpft. Hitzfeld hat Kapitän Oliver Kahn und Superstar Franck Ribery zuhause gelassen, sie stoßen abends zur 21. Meisterfeier des Klubs. Uli Hoeneß kritisiert die Kritiker: „Unverschämtheit, jetzt ist das Double schon nichts mehr wert!“ Stolz darf Kahn-Vertreter Michael Rensing sein, der auch sein 22. Bundesligaspiel nicht verliert – Rekord!
Aufregung in Berlin 2019, wo „das glasklarste Handspiel des Jahres“ (Bild) vom Herthaner Karim Rekik im eigenen Strafraum den VAR ad absurdum führt. Video-Schiedsrichter Günter Perl ist wenigstens erfrischend ehrlich: „Ich habe es erst zwei Minuten später gesehen und gedacht: Schöne Scheiße!“ Seine Entschuldigung: kein Stuttgarter habe protestiert, deshalb habe er weiter eine zurückliegende Foulszene analysiert.