Bundesliga-Geschichte – Als die Liga Rot sah und der Skandal-Coach zurückkehrte

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Bundesliga-Geschichte – Als die Liga Rot sah und der Skandal-Coach zurückkehrte

Heute am 23. März in der Bundesliga: Mit Christoph Daum bei Eintracht Frankfurt und dem FC Bayern München im vogelwilden Spitzenspiel beim FCK

Was geschah am 23. März im ,,Fußball-Oberhaus”?

Im Jahr 1968 gibt es noch kein Tor des Jahres, diese Wahl führt die ARD-Sportschau erst 1971 ein. In Karlsruhe fällt es trotzdem, da sind sich die Beobachter des ansonsten tristen Kicks zwischen dem KSC und Eintracht Frankfurt (0:1) einig. Gäste-Stürmer Heiko Racky erläuft sich im Vollsprint nahe der Eckfahne den Ball und dreht ihn aus vollem Lauf ins KSC-Tor. Für ihn ist es das Tor des Lebens, mehr schießt er nicht in seiner kurzen Bundesligakarriere.

Im Jahr 1974: Dass Wolfgang Overath ein sensibler Spieler ist, ist allgemein bekannt. Im Gegensatz zum coolen Günter Netzer, seinem Rivalen um das Trikot mit der Nummer 10 in der Nationalmannschaft. Die Fußballfans schlagen sich in den Tagen vor der WM 1974 in der ewigen Spielmacherfrage jener Tage auf den in Madrid spielenden Netzer. Besonders deutlich wird das an diesem Tag im Münchner Olympiastadion, wo Overath systematisch ausgepfiffen wird und sich entnervt auswechseln lässt. Noch auf der Rückfahrt von der 1:4-Pleite seiner Kölner bei den Bayern beschließt er, auf die WM-Teilnahme zu verzichten. Vorläufig…

Im Jahr 1985: Beim Gastspiel der Münchner Bayern bei Waldhof Mannheim tut keiner dem anderen weh, die Zuschauer sehen ein enttäuschendes 0:0. Einen Verletzten gibt es dennoch und das ist kurios: Schiedsrichter Robert Walz (Waiblingen) reißt die Achillessehne, schon nach 25 Minuten muss er ausgewechselt und durch seinen Linienrichter Siegfried Bauer ersetzt werden. Eigentlich ist der Sportjournalist bei der Südwestpresse Ulm und schreibt am Wochenende selbst über Fußballspiele, nun schreiben alle über ihn. Für den Kicker ist er der „Mann des Tages“. Dabei glänzen auch andere an diesem 24. Spieltag 1984/85: Gladbachs Verteidiger Michael Frontzeck etwa, der das Torfestival gegen Kaiserslautern (7:0) beginnt und beschließt. Zumindest Charakter zeigt Karlsruhes Trainer Werner Olk, der nach dem 2:5 in Bochum zurücktritt. Haltung zeigt auch Frankfurts Trainer Dietrich Weise, der Kollege Otto Rehhagel nach der 1:3-Heimniederlage der Eintracht die Freundschaft kündigt: „Otto, Du brauchst gar nicht mehr zu mir kommen, die Freundschaft ist endgültig vorbei.“ Begründung: „Das Volk wird ja richtig aufgebracht so wie Du an der Außenlinie rumkasperst.“Im Jahr 1990: Nie wird der Sinn des Spiels stärker in Frage gestellt als am 26. Spieltag 1989/90. Auf jedem Fußballplatz stehen bekanntlich zwei Tore, in die der Ball rein muss, aber dazu sind zehn Mannschaften diesmal nicht in der Lage. Vier Partien enden 0:0, in den sieben Samstagsspielen nur vier und insgesamt lächerliche elf Treffer – eingestellter Minusrekord in 57 Bundesliga-Jahren. Außerdem gibt es erst zum zweiten Mal seit 1963 keinen Heimsieg. (die meisten Partien waren am 24.3.)Die Bundesliga sieht Rot im Frühjahr 1991. Nürnbergs Joachim Philipkowski, Leverkusens Ioan Lupescu und Bayerns Manfred Bender fliegen vom Platz und erhöhen die Zahl der Roten Karten der Saison auf 32 – Rekord nach 22 Spieltagen. Manfred Bender fliegt am Betzenberg runter, auch deshalb verlieren der FC Bayern München das Spitzenspiel beim neuen Tabellenführer 1. FC Kaiserslautern noch mit 1:2. Trainer Jupp Heynckes macht seine eigene Rechnung auf: „Heute mussten wir nach dem unmöglichen Platzverweis für Manfred Bender mit 10 gegen 12 weitermachen.“ Er selbst gerät mit einem FCK-Ordner aneinander, der ihn gewaltsam am Betreten des Spielfelds hindert und anschließend seinen Job verliert. „Betze“ pur! Für Aufruhr sorgt auch das Nürnberger Spiel in Karlsruhe, wo dem Club-Libero Vlado Kasalo binnen einer Woche das zweite Eigentor per Kopf unterläuft. „Das ist mir in 10 Jahren noch nicht passiert“, versichert er. Es wird kein weiteres hinzukommen, da die Nürnberger Polizei gegen ihn plötzlich wegen illegalen Glücksspiels ermittelt. Das ist dem 1. FC Nürnberg zu heikel, Kasalo wird beurlaubt. Ob er seine Tore im Dienste einer Wettmafia erzielte, wird nie geklärt. Düsseldorf-Coach Josef „Pepi“ Hickersberger hat nach einem Eigentor der Seinen dazu seine Sichtweise: „Dafür ist in Nürnberg ein Spieler schon einmal verhaftet worden…“

In Kaiserslautern ist auch 1996 der Teufel los. Nach dem 7. sieglosen Spiel in Folge (0:0 gegen Werder Bremen) trennt sich der FCK 21 Minuten nach Abpfiff von Trainer Friedel Rausch. Offiziell ist es ein Rücktritt. Präsident Norbert Thines kämpft auf der Pressekonferenz mit den Tränen, rasiert aber Manager Reiner Geye auf Wunsch der Mannschaft gleich mit. Das Fan-Volk in der Stadionhalle hört live mit – und bricht in Jubel aus! Nachfolger gibt es vorerst nicht, Kapitän Andy Brehme wünscht sich Giovanni Trapattoni als Trainer. 1995/96 steht der Bundesliga-Dino aus der Pfalz auf Platz 17, auch weil er die neue Drei-Punkte-Regel irgendwie am wenigsten schnallt. Schon 13 seiner 24 Partien endeten Unentschieden. Sie kosten Lautern am Ende die Bundesliga.

Im Jahr 1997 verliert Borussia Dortmund die Tabellenführung schon nach 16 Sekunden. So lange braucht Gladbachs Martin Dahlin nach dem Anpfiff für das 0:1 im Westfalenstadion, 1997 ist es das drittschnellste Tor der Bundesliga-Geschichte. Nach der ersten Heimpleite der Saison (1:3) fällt der Meister auf Platz drei, überholt vom VfB Stuttgart und von Bayer Leverkusen, das nach dem 2:1 in Freiburg nicht wegkommt. Wütende SC-Fans blockieren nach Abpfiff den Kabinenausgang, wenn auch in Erwartung von Schiedsrichter Hartmut Strampe (Handorf). Der entkommt durch einen Seitenausgang.Im Jahr 2002 tritt ein Weltmeister in den Streik. Dem sonst so braven Thomas Häßler platzt der Kragen, als ihn sein Trainer bei 1860 München, Peter Pacult, einen Platz auf der Bank avisiert. Daraufhin verweigert Häßler die Reise nach Leverkusen, „Icke“ stellt sein Ego ausnahmsweise übers Team. Abends sitzt er dann doch – auf dem Sofa von Thomas Gottschalk als Studiogast von Wetten, dass…? Mehr Provokation geht nicht. Am nächsten Tag entschuldigt er sich bei den Kollegen.

Seit 1979 darf sich Erich ,,Ete” Beer als Rekord-Torschütze von Hertha BSC feiern lassen. Erst 2003 bekommt er einen Mitregenten. Denn nach dem 3:1 gegen Energie Cottbus steht auch Michael Preetz bei 83 Bundesligatoren für die Berliner, die auf Platz vier vorrücken und von der Rückkehr in die Champions League träumen dürfen.

Am 23. März 2011 gibt es wieder mal einen Paukenschlag bei 3 die Ära von Martin Kind. Jedenfalls die als Präsident, der er seit 26. November 1997 mit kleinen Unterbrechungen gewesen ist. Er tritt auf der Mitgliederversammlung wie angekündigt zurück und konzentriert sich auf seinen Geschäftsführerposten der 96 Sales Gmbh & Co. KGaA. Alle 5 Aufsichtsratsplätze gehen unter dem Jubel der Mitglieder an Kind-Gegner. Sein seit Monaten geforderter Abgang („Kind muss weg“ gehört zu den Topschlagern jedes Heimspiels) ist das noch nicht, aber die künftige Zusammenarbeit „wird sicher nicht einfach“, ahnt der Hörgeräte-Millionär.


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