Bundesliga-Geschichte – Als Dortmund „Meister der Herzen mit Schale“ wurde
Heute am 30. April in der Bundesliga: Borussia Dortmund feiert schon nach dem 32. Spieltag die erste Meisterschaft unter Trainer Jürgen Klopp. Nicht nur BVB-Fans sind begeistert!
Bester Stoff für Bundesliga-Junkies auf Entzug: Was geschah am 30. April in der deutschen Fußball-Eliteklasse?
Frust auf dem Bökelberg 1966. Aufsteiger 3 seine noch immer höchste Heimniederlage in Bundesligazeiten (0:7) und Trainer Hennes Weisweiler plädiert auf Saisonabbruch: „Wir sind mit den Kräften am Ende, die Saison ist schon zu lang für uns.“ Für Werder hat es seit dem letzten April-Tag 1966 keinen höheren Auswärtssieg mehr gegeben. Tasmania Berlin steht längst als Absteiger fest, gegen Eintracht Frankfurt wird die 100-Gegentore-Marke passiert, Frankfurts Jürgen Grabowski sorgt für das peinliche Jubiläum. Ein desillusionierter Fan würdigt das Ereignis mit einer Bronzeskulptur, auf der „100“ steht.
Riesenjubel am 30. April 1970 auf dem Bökelberg. Auch im siebten Jahr bekommt die Bundesliga einen neuen Meister und dieser wird eine Erfolgsära starten. Borussia Mönchengladbach holt sich an einem Donnerstagabend 1970 mit einem 4:3-Heimsieg (nach 4:0) gegen den Hamburger SV einen Spieltag vor Schluss die Schale. Trainer Hennes Weisweiler ist endlich am Ziel. Als der HSV Tor um Tor aufholt, sieht man ihn allerdings noch mit krebsroten Kopf an der Seitenlinie toben, allzu sorglos agieren seine „Fohlen“ im Vorgefühl des Triumphs. Dann ist es geschafft und in der Kleinstadt am Niederrhein läuten am späten Abend die Kirchenglocken. Sie künden große Tage an.Die höchste Bundesliganiederlage aller Zeiten hat 1978 Folgen für den Trainer. Otto Rehhagel, von der Bild-Zeitung nach dem 0:12 bei Borussia Mönchengladbach gewohnt taktvoll 1978 in „Otto Torhagel“ umgetauft, wird schon am Tag nach dem Debakel von Borussia Dortmund entlassen. Immerhin hat BVB-Präsident Heinz Günther Mitleid mit dem Aufstiegstrainer von 1976: „Wir treffen die Entscheidung schweren Herzens, aber die Sorge über die Zukunft des Vereins überwog.“ Rehhagel nahm seine zweite Entlassung als Bundesligatrainer wie ein Philosoph: „Auch im Fußball kann nicht immer die Sonne scheinen, ab und zu kommen schon mal Regengüsse.“ Oder Torhagel…
Auf Schalke wird am 30. April 1992 gelogen dass sich die Dachrinnen biegen. Während Präsident Günter Eichberg dem Kicker versichert hat „es gibt kaum einen Trainer, der so sicher im Sattel sitzt wie Aleksandar Ristic“, votiert die Mannschaft mit 20:0 gegen den kauzigen Bosnier. Am Abend fliegt er raus, Sturmidol Klaus Fischer übernimmt 1992 interimistisch.
Bayern München wird 2005 mit einem 4:0 in Kaiserslautern zum 20. Mal Deutscher Meister, Roy Makaay schießt drei Tore. Der Trainer heißt Felix Magath. Die meisten Tore am 31. Spieltag 2004/05 schießt allerdings Aufsteiger Mainz 05, der sich mit einem 6:2 in Bochum vorzeitig die Klasse sichert – und einen Rekord. Nie hat ein Aufsteiger mehr Auswärtstore in einer Partie erzielt. Der Trainer heißt Jürgen Klopp.Tag hochschlagender Emotionen in der Bundesliga am 30. April 2011. Borussia Dortmund feiert schon nach dem 32. Spieltag dank eines 2:0 gegen den 1. FC Nürnberg die erste Meisterschaft unter Trainer Jürgen Klopp und taucht die Stadt in ein schwarz-gelbes Fahnenmeer. Die Bild-Zeitung titelt: „Der erste Meister der Herzen mit Schale.“ Klopp ist stolz auf seine Rasselbande (Schnitt: 24,2 Jahre): „Dieser Kindergarten nagelt durch die Liga als gäbe es kein Morgen mehr. Das ist einfach außerordentlich.“
Außerhalb aller Ordnung stellt sich auch ein Teil von 3 Fans nach dem 0:3 in Mainz. Trotz der Verpflichtung von Trainer Christoph Daum droht 2011 der Abstieg. Eine Horde von rund 40 teils vermummten „Fans“ fährt direkt vom Spiel zum Waldstadion, wo die Spieler ihre Luxuskarossen geparkt haben und droht gewalttätig zu werden. Die dort Wache schiebenden Zivilpolizisten greifen zur Pistoile, einer muss in höchster Not einen Warnschuss abfeuern. Dann verzieht sich der Mob. Eintracht-Vorstand Heribert Bruchhagen: „Das ist nicht erfreulich, aber ein Teil der Bundesliga.“
Absteiger Hannover 96 verabschiedet sich 2016 von seinem Publikum mit einem Minusrekord. Die Niedersachsen verlieren auch ihr 13. Heimspiel (1:3 gegen Schalke). Genauso oft wie zuvor nur Greuther Fürth (2012/13).