Bundesliga-Geschichte – Als Werder Bremen zweimal Meister wurde
Heute am 08. Mai in der Bundesliga: Mit 3:0 gegen Dortmund und 3:1 gegen Bayern München wird Werder Bremen an diesem Tag gleich zwei Mal Deutscher Meister.
Bester Stoff für Bundesliga-Junkies auf Entzug: Was geschah am 08. Mai in der Fußball-Eliteklasse?
Nur der Torquotient hat noch ein paar lasche Einwände vorzubringen, aber in Bremen zweifelt keiner mehr: Werder ist Deutscher Meister 1965. Zum 3:0 gegen Borussia Dortmund kommt am vorletzten Spieltag ein 0:0 von Titelverteidiger 1. FC Köln in Nürnberg. Zwei Punkte und zehn Tore Vorsprung noch vergeben? Daran glaubt keiner mehr, selbst der Werder-Trainer nicht. Willi „Fischken“ Multhaup lässt sich schon gratulieren und erwidert: „Die Mannschaft war auf die Minute fit. Ich glaube, wir haben es verdientermaßen geschafft.“
Trauer dagegen auf Schalke, wo nach dem 1:2 gegen den Meidericher SV rein sportlich nichts mehr zu machen ist. Abstieg! Da allerdings das Gerücht im Umlauf ist, Hertha BSC hätte bei der Lizenzierung geschummelt, legt Schalke Protest vorsorglich Protest gegen die Wertung seiner Spiele gegen die Berliner ein: „Nehmt Hertha BSC die Punkte weg. Streicht ihnen die Erfolge, die sie durch dunkle Machenschaften erworben haben.“ Er wird Erfolg haben. Es ist der Beginn einer langen Feindschaft.
Der Abstiegskampf 1970/71 ist nichts für schwache Nerven – und Herzen. Kickers Offenbach gewinnt sein Kellerderby gegen RW Oberhausen mit 3:2, aber davon erfahren fünf OFC-Fans erst aus den Nachrichten. Wegen Herzattacken müssen sie während des Spiels ins Krankenhaus eingeliefert werden. Für die Kickers ist es ein perfekter Tag, denn sie tauschen ihren Abstiegsplatz ausgerechnet mit der 3 (0:0) war eine Komödie, als der angetrunkene Schiedsrichter Wolf-Dieter Ahlenfelder nach 32 Minuten zur Halbzeit pfiff. Im gleichfalls torlosen Rückspiel ist Maskenball angesagt, zumindest für den Gast: Otto Rehhagels Bremer verkleiden sich als TSV Havelse. Schuld sind die Zeugwarte! Da beide Teams nur einen Satz grüner Trikots dabei haben, müssen sich die Bremer dann einen Satz roter leihen – vom Nachbarklub der 96er.
In Hamburg findet der alte Meister 1979 seinen neuen. Der HSV zerlegt den 1. FC Köln im Nachholspiel mit 6:0 und klettert damit an die Tabellenspitze. 62.000 im ausverkauften Volksparkstadion feiern die Elf von Branko Zebec, Doppel-Torschütze Kevin Keegan ragt heraus. Beim Gast tragen die Sündenböcke große Namen. Herbert Neumann (wegen Meckerns) und Heinz Flohe (Revanchefoul) fliegen binnen einer Minute vom Platz, da steht es erst 3:0. Präsident Peter Weiand ist empört: „Ausgerechnet zwei Nationalspieler zerstören jetzt unseren Ruf.“ Beide werden vom Training suspendiert.
Keiner bringt 1998/99 mehr Farbe ins Spiel als Duisburgs Verteidiger Tomasz Hajto am 08. Mai. Im Heimspiel gegen Schalke (1:2) schießt er zwar auch das einzige MSV-Tor, aber er vergisst seine heimliche Leidenschaft nicht: Karten sammeln. Schon zum 15. Mal sieht der Pole Gelb, damit wird er als erster Spieler der Bundesligageschichte in einer Saison zum dritten Mal gesperrt.Auf Uli Hoeneß hört 2004 auch keiner mehr. Vor dem Spitzenspiel zwischen Verfolger FC Bayern und Werder Bremen hat der Manager am 08. Mai noch davon gesprochen, den Gegner „richtig fertig zu machen“. Aber dann kommt es doch anders, schon zur Pause führt Werder mit 3:0, auch weil Oliver Kahn nicht seinen besten Tag hat und Ivan Klasnic ein Tor schenkt. Johan Micoud und Ailton bauen die Führung auf, später verkürzt Roy Makaay zum 1:3-Endstand. Damit wird Werder schon am 32. Spieltag im Stadion des größten Konkurrenten zum vierten Mal Meister. Bei der Landung in Bremen winkt Meistertrainer Thomas Schaaf mit einer Vereinsfahne aus dem Cockpit den wartenden Fans zu. Manager Klaus Allofs: „Was wir geschafft haben, ist ein wahres Wunder!“
Bayerns Meisterfeier im Berliner Olympiastadion geht 2010 einher mit einem peinlichen Bundesligarekord für Absteiger Hertha BSC. Der hat 2009/10 nur sein erstes Heimspiel gewonnen, ist nach der 1:3-Pleite zum 16. Mal in Folge sieglos. Im Berliner Stadtteil Neukölln knallen dagegen die Korken, damit ist Tasmania Berlin seinen Minusrekord von 1965/66 endlich los.
Mit der Hertha verabschiedet sich auch der von Kultkicker Dariusz Wosz gecoachte VfL Bochum, nach dem 0:3 im Abstiegsfinale gegen Hannover 96 brennen die Fahnen im Ruhrstadion. Kein gutes Omen: Alle künftigen Aufstiegsphantasien werden in Schall und Rauch aufgehen, die „Unabsteigbaren“ sind längst unaufsteigbar.